Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

Antik und modern

Von

Alte, neue Poesie, –
Was ist d’rüber nicht zu lesen!
G’rade so, als wären sie
Eines nicht im tiefsten Wesen!

G’rade so, als wenn der Strahl,
Den Horaz einst liebvoll hegte,
Heute nicht wie dazumal
In des Dichters Brust sich regte!

Laßt ihr Guten! immerhin
Eure Silbenstecherfehde.
Alt und neu hat keinen Sinn,
Wenn von Ewigem die Rede!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Antik und modern von Betty Paoli

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Antik und modern“ von Betty Paoli setzt sich mit der Frage auseinander, was wahre Poesie ausmacht, unabhängig von ihrer zeitlichen Einordnung. In der ersten Strophe wird die scheinbare Kluft zwischen der „alten“ und der „neuen“ Poesie thematisiert. Die Sprecherin stellt fest, dass es unzählige Diskussionen und Meinungen darüber gibt, was Poesie ausmacht und was die „alte“ und „moderne“ Poesie unterscheidet. Doch sie macht deutlich, dass diese Differenzierung oberflächlich ist, da beide in ihrem tiefsten Wesen das gleiche Ziel verfolgen – das innere Erleben des Dichters auszudrücken.

In der zweiten Strophe wird die Figur des Horaz eingeführt, der als Repräsentant der alten Poesie gilt. Doch Paoli zeigt, dass der „Strahl“, den Horaz einst „liebvoll hegte“, auch heute noch in den Dichtern der modernen Zeit lebendig ist. Die Inspiration und das kreative Feuer, das die Dichter antrieb, sind zeitlos – unabhängig davon, ob sie in der Antike oder in der Moderne lebten. Die kreative Quelle der Poesie wird hier als unveränderlich und ewig dargestellt, was die Kluft zwischen „alt“ und „neu“ als künstlich erscheinen lässt.

In der dritten Strophe wendet sich die Sprecherin an die „Guten“, die sich in der Debatte zwischen alten und neuen Formen der Poesie engagieren, und fordert sie auf, sich von dieser Streiterei zu befreien. Sie stellt fest, dass es letztlich keinen Sinn hat, zwischen Alt und Neu zu unterscheiden, wenn es um das Ewiggültige geht. Denn wahre Poesie, die das „Ewige“ anspricht, ist unabhängig von ihrer zeitlichen Einordnung. Paoli hebt hier hervor, dass es nicht um den Zeitraum oder die Form geht, sondern um den tiefen, universellen Ausdruck menschlicher Erfahrungen, der über Generationen hinweg bestehen bleibt.

Das Gedicht fordert eine Überwindung der scheinbaren Grenzen zwischen den verschiedenen Epochen der Poesie und betont, dass wahre Kunst zeitlos ist. Es geht nicht darum, Alt und Neu zu trennen, sondern um das Streben nach einer tieferen Wahrheit, die alle Dichter miteinander verbindet, egal zu welcher Zeit sie leben. Die „Silbenstecherfehde“ zwischen Alt und Neu verliert ihre Bedeutung, wenn das Ziel der Poesie die Darstellung des Ewigen ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.