Eros
Im Bett der Rose lag er eingeschlossen,
Im Wechselschimmer ihrer zarten Seiten,
Die taugebrochnen Strahlen schmeichelnd gleiten
Hinein zu ihm, von Geisterhauch umflossen.
Mich dünkt, in Schlummer waren hingegossen
Die reinen Glieder, durch des Dufts Verbreiten
Und durch der Biene Summen, die zuzeiten
Vorüberstreift an zitternden Geschossen.
Doch da beginnt mit einemmal zu schwellen
Der Blume Kelch! Ins Freie nun gehoben,
Erkenn ich ihn im Tagesglanz, dem hellen.
Es ist mein Auge vor ihm zugesunken,
Der mich so seltsam mit dem Blick umwoben,
In seinem Lichte lieg ich traume-trunken.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Eros“ von Bettina von Arnim thematisiert die sinnliche und geheimnisvolle Begegnung mit der Liebe, dargestellt durch die Figur des Eros. Zu Beginn wird Eros als in einer „Rose eingeschlossen“ beschrieben, wobei die Blume als Symbol für Liebe und Verführung dient. Der „Wechselschimmer“ der zarten Blütenblätter und die „taugebrochenen Strahlen“ spiegeln die sanfte, fast ätherische Präsenz des Eros wider, die von einem „Geisterhauch“ umgeben ist. Diese Bilder erzeugen eine mystische Atmosphäre, in der das Wesen der Liebe in einer fragilen, aber intensiven Form eingefangen wird.
In der zweiten Strophe wird die Szene weiter vertieft, indem die „reinen Glieder“ des Eros in einen „Schlummer“ getaucht erscheinen, den der „Duft“ der Rose und das Summen der Biene zu verbreiten scheinen. Diese Beschreibungen vermitteln das Bild einer schwebenden, fast träumerischen Welt, in der die Sinne von der Zartheit und Fülle der Natur durchdrungen werden. Das Summen der Biene, das „zu Zeiten“ vorbeifliegt, verstärkt den Eindruck von Vergänglichkeit und flüchtiger Schönheit, während die „zitternden Geschosse“ der Rose auf die feine Balance zwischen Verführung und Zerbrechlichkeit hinweisen.
Die dritte Strophe beschreibt, wie sich der „Blumenkelch“ öffnet, und Eros in das Tageslicht tritt. Dieser Moment des Aufbrechens und der Erkennbarkeit symbolisiert die Offenbarung der Liebe und die gesteigerte Wahrnehmung des lyrischen Ichs. Das Bild des „Auges“, das vor dem Blick des Eros „zugesunken“ ist, verweist auf die Macht der Liebe, die den Betrachter in ihren Bann zieht und ihm die Sicht auf die Welt verschließt. Das Augenbild steht für den inneren Blick, der durch die Liebe erleuchtet wird und eine tiefere, fast träumerische Erfahrung der Realität ermöglicht.
Am Ende des Gedichts beschreibt das lyrische Ich, wie es sich „traume-trunken“ in Eros‘ Licht verliert. Dieser Zustand des Rausches und der Bewusstseinsveränderung verdeutlicht die verführerische und überwältigende Kraft der Liebe, die sowohl berauschend als auch transformierend wirkt. Die Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und Eros ist eine spirituelle und sinnliche Erfahrung, die den Raum zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen lässt. Das Gedicht vermittelt die Idee, dass die Liebe eine heilige und transzendente Erfahrung ist, die das Individuum in einen Zustand des ekstatischen Verstehens und der Hingabe versetzt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.