Auf diesem Hügel…
Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Hinab ins Tal, mit Rasen sanft begleitet,
Vom Weg durchzogen, der hinüber leitet,
Das weiße Haus inmitten aufgestellt,
Was ist’s, worin sich hier der Sinn gefällt?
Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Erstieg ich auch der Länder steilste Höhen,
Von wo ich könnt die Schiffe fahren sehen
Und Städte fern und nah von Bergen stolz umstellt,
Nichts ist’s, was mir den Blick gefesselt hält.
Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt!
Und könnt ich Paradiese überschauen,
Ich sehnte mich zurück nach jenen Auen,
Wo Deines Daches Zinne meinem Blick sich stellt,
Denn der allein umgrenzet meine Welt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Auf diesem Hügel…“ von Bettina von Arnim thematisiert die Idee der Weltwahrnehmung und die Bedeutung des Heimatgefühls. In der ersten Strophe beschreibt die Sprecherin, wie sie auf einem Hügel steht und ihre Welt überblickt. Der Hügel, als erhöhter Punkt, symbolisiert eine Perspektive, die das gesamte Tal und das weiße Haus umfasst. Doch die Frage „Was ist’s, worin sich hier der Sinn gefällt?“ zeigt eine tiefe Reflexion über den eigenen Blick auf diese Welt, eine Suche nach Bedeutung und Sinn in der eigenen Umgebung.
In der zweiten Strophe vertieft die Sprecherin ihre Reflexion, indem sie sich vorstellt, die höchsten Berge erklommen und weit entfernte Städte sowie Schiffe gesehen zu haben. Doch trotz dieser weltumspannenden Erfahrungen bleibt sie unberührt von der Weite der Welt. Der Blick auf das „weiße Haus“ und die Frage nach dem Sinn ihrer Welt verweist auf eine subtile Ablehnung der äußeren, weltlichen Eindrücke zugunsten der Vertrautheit der eigenen Umgebung. Der Verweis auf „die steilsten Höhen“ und „die Städte fern und nah“ betont das Fehlen einer tieferen Erfüllung durch die äußeren Eindrücke.
Die letzte Strophe bringt die Essenz des Gedichts auf den Punkt: Trotz der Möglichkeit, „Paradine“ und unbekannte Orte zu überschauen, empfindet die Sprecherin eine tiefere Sehnsucht nach der „Aue“, dem Ort, der ihr Heimatgefühl und ihr Wohlbefinden vermittelt. Der Bezug auf „Deines Daches Zinne“ hebt das persönliche, intime Empfinden hervor, das nur durch die eigene, vertraute Welt – in diesem Fall das heimische Dach – gefestigt wird. Es ist die Enge und Vertrautheit, die die Sprecherin als das wahre Paradies begreift. Der Hügel symbolisiert somit nicht nur eine geographische Erhöhung, sondern auch eine geistige Perspektive, die den Wert der Nähe und Heimat über die Ferne und das Unbekannte stellt.
Das Gedicht vermittelt eine universelle Botschaft über die Suche nach Sinn und Erfüllung. Es erinnert uns daran, dass wahre Zufriedenheit oft nicht in der Weite der Welt zu finden ist, sondern in der Nähe, in dem, was uns vertraut und kostbar ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.