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Bei seines Vaters Tod

Von

Den 24. Jänner 1813.

Schlaf′ in deiner engen Kammer,
Lieber alter Vater, schlaf′,
Glücklich, daß nach langem Jammer
Noch dich frohe Zeitung traf.

Dank dir, daß in unsre Herzen
Du der Ehre Muth gelegt,
Der wol Hunger, Durst und Schmerzen,
Knechtschaft nie und Schande trägt.

Wenn auch Fremde dich begraben,
Schlaf′ in freier Erde nun,
Lieber Vater, schau′, wir haben
Jetzt ein beßres Werk zu thun.

Dann erst, wenn die deutschen Auen
Keine Feinde mehr entweihn,
Wollen wir dein Grabmal bauen,
Schreiben deinen Leichenstein.

Oben in den blauen Hallen,
Bei den Vätern weile du,
Unser Waffenruf soll schallen
Bis in deine sel′ge Ruh′.

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Gedicht: Bei seines Vaters Tod von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bei seines Vaters Tod“ von Max von Schenkendorf ist eine bewegende Auseinandersetzung mit dem Tod eines Vaters, die jedoch weniger von Trauer, sondern von patriotischer Entschlossenheit und dem Vermächtnis der Ehre getragen wird. Es entstand im Januar 1813, einer Zeit des Aufbruchs im Kampf gegen die napoleonische Besatzung, und spiegelt diesen Zeitgeist wider. Der Dichter tröstet den verstorbenen Vater und verspricht ihm, dass dessen Tod nicht umsonst war, da die Kinder nun einen noch höheren, nämlich den Kampf für die Freiheit Deutschlands, zu führen haben.

Die ersten beiden Strophen etablieren die grundlegenden Emotionen und die zentrale Thematik. Der Dichter tröstet den Vater im Tod und drückt die Dankbarkeit für das Erbe der Ehre und des Mutes aus, das dieser seinen Kindern mitgegeben hat. Dies ist ein zentraler Aspekt des Gedichts: Der Vater hat die Werte vermittelt, die es den Kindern nun ermöglichen, die schwere Bürde des Krieges zu tragen. Der „Muth“ zur Ehre, der im Herzen der Kinder gelegt wurde, ist das stärkste Erbe, da er „Hunger, Durst und Schmerzen, Knechtschaft nie und Schande“ überwinden kann.

Die dritte und vierte Strophe lenken den Blick auf die Zukunft und die zentrale Botschaft des Gedichts. Der Dichter erwähnt, dass der Vater in fremder Erde begraben wird, was auf die Kriegszeit und die damit verbundene Unsicherheit der Gräber hindeutet. Doch anstatt in Trauer zu verharren, wird dies als Anlass gesehen, ein „beßres Werk“ zu tun: den Kampf für die Freiheit. Der Bau eines Grabmals wird aufgeschoben, bis die Feinde aus Deutschland vertrieben sind. Erst dann, wenn die Heimat befreit ist, soll der Vater die ihm gebührende Ehrung erfahren, symbolisiert durch ein Grabmal.

Der abschließende Vers, in dem der „Waffenruf“ der Kinder in die „sel’ge Ruh'“ des Vaters hallt, verbindet die weltliche Handlung des Kampfes mit der transzendenten Sphäre. Das Gedicht ist somit mehr als nur ein Nachruf; es ist eine patriotische Ermutigung, die den Tod des Vaters in den Kontext des Befreiungskrieges einordnet. Die Zeilen übermitteln ein Gefühl der Hoffnung, des Glaubens und der Entschlossenheit, die über die persönliche Trauer hinausgehen und die Lesenden zu einem höheren Ziel, dem Kampf für die Freiheit des Vaterlandes, inspirieren wollen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.