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Bei den Ruinen der Hohenstaufen-Burg

Von

April 1813.

Schnee und Regen haltet ein!
Nimmer zwingt ihr mein Gebein;
Aber nicht mit kühler Flut,
Nein mit Feuer und mit Glut,
Soll man hier die Ritter taufen.
Kommt, ihr Blitze, brecht hervor,
Daß ich finden mag das Thor
Zu der Burg der Hohenstaufen.

Einsam steig′ ich auf die Höh′n,
Wo die letzten Trümmern stehn,
Will dort wecken meinen Zorn,
Will mir schärfen Schwert und Sporn
An den alten heil′gen Steinen.
Denn mir kam ein Heergebot,
Und im Osten sah ich roth
Schon die Flammenlosung scheinen.

Alte, gute, deutsche Zeit,
Weckest nimmer Gram und Neid,
Nun aus deiner tiefen Gruft
Dich des Volkes Stimme ruft.
Wieder sollen Lieder schallen,
Wieder hört man frohe Mär,
Von der Deutschen Sieg und Ehr,
Wie in Kaiser Friedrichs Hallen.

Zeuch in Gottes Krieg hinaus,
Altes Hohenstaufen-Haus!
Wo man Teufels Künste dämpft,
Wird um Gottes Reich gekämpft.
Hier auch gibt es Sarazenen,
Hier auch ist ein Orient,
Wo die deutsche Liebe brennt,
Hier auch ist ein Platz der Thränen.

Wo man unsre Mutter schlug,
Die uns All′ am Herzen trug.
Hier auch ist ein heil′ges Grab,
Wo die Herrin sich hinab
Barg mit vielen tiefen Wunden,
Wo sie einsam harrt und lauscht,
Ob der Sieger Flug nicht rauscht,
Ach, schon viele Tag′ und Stunden.

Zieh′ dem deutschen Heer voraus,
Altes Hohenstaufen-Haus,
Oder wer berufen ist,
Wer ein Deutscher ist, ein Christ –
Und ein Freier wohlgeboren,
Ritter, Priester, Bauersmann,
Zieh′ voran dem heil′gen Bann,
Alle haben ihn erkoren.

Flammen lodern, Fahnen wehn,
Und es wird mit Gott geschehn,
Was der Weisen Muth erkor,
Was der Treuen Herz beschwor.
Lebet wohl, ihr heil′ge Mauern,
Siegeslust wird bald euch kund,
Und der neue deutsche Bund,
Soll euch Steine überdauern.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bei den Ruinen der Hohenstaufen-Burg von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bei den Ruinen der Hohenstaufen-Burg“ von Max von Schenkendorf ist ein flammendes patriotisches Bekenntnis, das im April 1813, während der Befreiungskriege gegen Napoleon, entstand. Es ist ein Aufruf zur Einheit und zum Kampf für die deutsche Nation, befeuert durch die Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit unter der Herrschaft der Staufer. Das Gedicht manifestiert sich in einer rhetorischen und leidenschaftlichen Sprache, die den Leser unmittelbar in den Geist des historischen Zeitabschnitts versetzt.

Schenkendorf beschwört zunächst die Naturgewalten, Schnee und Regen, und verkündet trotzig seinen unbeugsamen Geist. Er verlangt nicht nach kühler Flut, sondern nach „Feuer und Glut“, was die Intensität des Kampfes und die Leidenschaft für die Sache widerspiegelt. Der Dichter sucht das „Thor“ zur Burg der Hohenstaufen, einer Metapher für die Wiederherstellung der deutschen Größe und Einheit. Er steigt einsam zu den Ruinen auf, um seinen Zorn zu wecken und sich zu wappnen, symbolisch durch die Schärfung von Schwert und Sporn. Der „Osten“, wo die „Flammenlosung scheinen“, deutet auf die Bedrohung durch Napoleons Truppen und die Notwendigkeit des Widerstands hin.

Im Verlauf des Gedichts entfaltet sich eine nostalgische Sehnsucht nach der „alten, guten, deutschen Zeit“. Die „Volkes Stimme ruft“ nach Wiedergeburt und glorreichen Taten, die an die Traditionen der Stauferzeit erinnern. Die Burg der Hohenstaufen wird zum Symbol des Kampfes für das „Gottes Reich“, wobei die „Sarazenen“ und der „Orient“ als Metaphern für die Feinde des deutschen Volkes stehen. Die „Mutter“, die vom Feind geschlagen wurde, steht für das leidende Deutschland, das durch den Kampf erlöst werden soll. Das „heil’ges Grab“ mit der „Herrin“, die auf den Sieg wartet, symbolisiert das Opfer der Nation.

Die letzten Strophen sind ein direkter Aufruf an das deutsche Volk, an Ritter, Priester und Bauern gleichermaßen, sich dem Kampf anzuschließen. Der „heil’gen Bann“ wird ergriffen, und die Flammen lodern als Zeichen der Hoffnung und des Entschlossenheit. Die „Weisen“, die „Treuen“ und Gott selbst sind Zeugen des kommenden Sieges. Das Gedicht schließt mit dem Versprechen, dass der „neue deutsche Bund“ die Mauern der Burg überdauern wird, ein Bekenntnis zur ewigen Bedeutung der Nation und ihrer Geschichte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein starkes Beispiel für patriotische Lyrik darstellt, die in der Zeit der Befreiungskriege entstanden ist. Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Einheit, Widerstand und die Wiederherstellung der deutschen Größe, verknüpft mit der Erinnerung an eine glorreiche Vergangenheit. Die Verwendung von Symbolen, die rhetorische Sprache und die emotionale Tiefe machen das Gedicht zu einem eindrucksvollen Zeugnis des deutschen Nationalbewusstseins in einer Zeit des Umbruchs.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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