Aus Herzenstiefen
Deine Liebe hab′ ich nie begehrt,
Weil ich ihrer mich nicht werth erkenne,
Aber wissen sollst du, daß, verklärt,
Ich als Opferflamme für dich brenne.
Wie es also kam, ich weiß es nicht!
Sieghaft tauchend aus des Ostens Thoren,
Ueberströmte mich das goldne Licht
Und der Engel war in mir geboren.
Lächelnd jedem Schmerz und jedem Spott
Folg′ ich dir seitdem auf deinen Pfaden,
Und du wardst zum Wort, mit dem mich Gott
Zu dem Fest der Seligen geladen.
Oft war Jammer meiner Seele nah,
Meine Brust durchbohrt vom scharfen Stahle,
Doch die finstre Nacht, sie schien nur da,
Daß der Glanz der Liebe heller strahle.
Als ich mich mit allem Glück und Weh
Fest an dich, du Einziger! gekettet,
Hab ich mich aus stürmereicher See
In den Port der Ewigkeit gerettet!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Aus Herzenstiefen“ von Betty Paoli offenbart die tiefe und einseitige Liebe der Dichterin zu einer unerwiderten Person. Die ersten vier Verse etablieren eine Ausgangsposition der Selbstverneinung; die Liebende erkennt sich ihrer eigenen Meinung nach der Liebe nicht würdig, erklärt sich aber bereit, als Opferflamme für die geliebte Person zu brennen. Diese Metapher des Brennens deutet auf eine leidenschaftliche, selbstaufopfernde Liebe hin, die im Stillen wirkt und darauf abzielt, die geliebte Person zu erheben.
In den folgenden Strophen wird die Entstehung dieser Liebe beschrieben. Ein „goldnes Licht“ überflutet die Dichterin, und ein „Engel“ wird in ihr geboren. Dies deutet auf eine transformative Erfahrung hin, eine Art Erleuchtung durch die Liebe, die sie befähigt, „jedem Schmerz und jedem Spott“ zu trotzen. Die geliebte Person wird zum Ankerpunkt, zum „Wort“, durch das die Dichterin zu einem „Fest der Seligen“ geladen wird – eine Anspielung auf die Erlangung des Paradieses, die durch die Liebe erreicht wird. Die Liebe wird hier also als spirituelle Erfahrung und Weg zur Erlösung dargestellt.
Die dritte Strophe zeigt die dunklen Momente der Dichterin. Jammer und Schmerz werden erfahren, doch die Nacht, die Not, dient nur dazu, den Glanz der Liebe noch heller erstrahlen zu lassen. Die Liebe überwindet alle Widrigkeiten und wird so zu einer Quelle der Kraft und Hoffnung. Dies betont die unerschütterliche Natur der Liebe und ihre Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten zu leuchten.
Die abschließende Strophe kulminiert in der Aussage der Rettung. Durch die unerschütterliche Bindung an die geliebte Person, „du Einziger!“, wird die Dichterin aus der stürmischen See in den „Port der Ewigkeit“ gerettet. Dies unterstreicht die rettende Kraft der Liebe, die nicht nur das irdische Leid überwindet, sondern auch zur ewigen Seligkeit führt. Die Metapher des Hafens symbolisiert dabei Geborgenheit und ewigen Frieden. Das Gedicht feiert also die Liebe als eine alles überwindende Kraft, die sowohl Leidenschaft als auch Erlösung bedeutet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.