Abschied, Emotionen & Gefühle, Frühling, Gemeinfrei, Götter, Helden & Prinzessinnen, Herzschmerz, Himmel & Wolken, Liebe & Romantik, Russland, Sommer, Vergänglichkeit
Zu spät
Hab‘ an die Dornen nicht gedacht,
Als ich die Rose brach,
Die Blätter sanken über Nacht,
Der Dorn mich blutig stach.
Hab‘ an den Winter nicht gedacht
Im Frühlings-Sonnenstrahl,
Nun schwand die duft’ge Blumenpracht
Und öd‘ ist’s allzumal.
Hab‘ an das Scheiden nicht gedacht,
Als ich mein Lieb umfing,
Nun kommt der Trennung kalte Nacht,
Die Rosenzeit verging.
Daß ich an’s Ende nicht gedacht,
Das macht mir bittern Schmerz,
Das Leid ist kommen über Nacht,
Und bricht mir nun das Herz.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zu spät“ von Auguste Kurs beschäftigt sich mit den Themen Reue, Verlust und die Folgen von unbedachten Handlungen. Der Sprecher reflektiert über seine eigenen Fehler und die schmerzlichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben haben. Zu Beginn wird die Rose als Symbol für etwas Schönes und Begehrenswertes verwendet, doch die unüberlegte Handlung des Pflückens führt zu einer schmerzhaften Begegnung mit den Dornen. Dies wird als erstes Beispiel für eine unbedachte Entscheidung präsentiert, bei der der Sprecher die negativen Folgen nicht im Voraus bedacht hat.
Der zweite Vers beschreibt, wie der Sprecher an den Winter nicht gedacht hat, als die Frühlingssonne die Blume zum Blühen brachte. Dieser Übergang von Frühling zu Winter symbolisiert den Wandel im Leben – die Vergänglichkeit von schönen Momenten und die Tatsache, dass Freude und Schönheit nicht für immer bleiben. Der Verlust der „duft’gen Blumenpracht“ steht für das Verblassen von etwas, das einst lebendig und voller Hoffnung war.
Im dritten Abschnitt erkennt der Sprecher, dass er auch das Scheiden und die Trennung nicht bedacht hat, als er in der Liebe aufging. Das Bild der „kalten Nacht“ deutet auf den Schmerz und die Kälte hin, die mit dem Verlust einer geliebten Person einhergehen. Auch hier wird das Vergehen der Zeit als eine unausweichliche Kraft dargestellt, die selbst die schönsten Momente zerstört.
Am Ende des Gedichts steht der Sprecher vor dem bitteren Schmerz der Erkenntnis, dass er das Ende all dieser schönen Momente nicht bedacht hat. Der „bittern Schmerz“ und das „Herz, das bricht“ drücken die tiefste Form der Reue aus, die durch die unüberlegten Entscheidungen verursacht wurde. Kurs zeigt hier eindrucksvoll die Tragödie der Unachtsamkeit und der Unfähigkeit, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu erkennen, bevor es zu spät ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.