Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , ,

Das Sonett

Von

Zwei Reime heiß‘ ich viermal kehren wieder,
Und stelle sie, getheilt, in gleiche Reihen,
Daß hier und dort zwei eingefaßt von zweien
Im Doppelchore schweben auf und nieder.

Dann schlingt des Gleichlauts Kette durch zwei Glieder
Sich freier wechselnd, jegliches von dreien.
In solcher Ordnung, solcher Zahl gedeihen
Die zartesten und stolzesten der Lieder.

Den werd‘ ich nie mit meinen Zeilen kränzen,
Dem eitle Spielerei mein Wesen dünket,
Und Eigensinn die künstlichen Gesetze.

Doch, wem in mir geheimer Zauber winket,
Dem leih‘ ich Hoheit, Füll‘ in engen Gränzen.
Und reines Ebenmaß der Gegensätze.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Sonett von August Wilhelm Schlegel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Sonett“ von August Wilhelm Schlegel ist eine poetische Reflexion über die kunstvolle Form des Sonetts selbst. Schlegel beschreibt die strenge Struktur dieser Gedichtform, bei der sich zwei Reime viermal wiederholen und in zwei Quartette sowie zwei Terzette gegliedert sind. Das Spiel der Reime, die im „Doppelchore schweben“, wird als kunstvolle Balance zwischen Strenge und Freiheit dargestellt, wodurch das Sonett als besonders edle und anspruchsvolle Form des lyrischen Ausdrucks erscheint.

Thematisch steht im Mittelpunkt die Verteidigung der dichterischen Kunstfertigkeit gegenüber dem Vorwurf, sie sei bloße Spielerei. Schlegel wendet sich gegen jene, die die strenge Form als unnötige Einschränkung abtun, und betont stattdessen, dass gerade in der selbstgewählten Begrenzung wahre Größe, Fülle und Schönheit entstehen können. Das Gedicht richtet sich also an jene, die bereit sind, die verborgene Magie der Form zu erkennen und zu schätzen.

Sprachlich verwendet Schlegel eine klare, fast lehrhafte Sprache und macht bewusst die Struktur seines eigenen Sonetts zum Thema. Die Bildlichkeit des „Doppelchores“ und der „Kette“ unterstreicht die dynamische, kunstvoll verschlungene Bewegung der Reime, die sich dennoch einer höheren Ordnung unterwerfen. Durch diese Verbindung von Form und Inhalt wird das Sonett selbst zum Beispiel für das, was es preist: Harmonie in der Beschränkung.

Insgesamt feiert „Das Sonett“ die Kunst der Form und setzt sich für eine poetische Haltung ein, die im bewussten Umgang mit Regeln ein höheres Maß an Schönheit und Bedeutung erschließt. Möchtest du noch eine kurze Erklärung dazu, wie genau die klassische Sonettstruktur aufgebaut ist?

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.