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Wiedersehen

Von

Dein Schreiten bebt
In Schauen stirbt der Blick
Der Wind
Spielt
Blasse Bänder.
Du
Wendest
Fort!
Den Raum umwirbt die Zeit!

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Gedicht: Wiedersehen von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wiedersehen“ von August Stramm spiegelt die intensive, aber zugleich flüchtige Natur eines Wiedersehens wider. Die ersten Zeilen „Dein Schreiten bebt / In Schauen stirbt der Blick“ vermitteln das Bild einer Bewegung, die sowohl physisch als auch emotional aufgeladen ist. Das „Schreiten“ des anderen wird als etwas Wahrnehmbares und zugleich Beängstigendes dargestellt, das in seiner Intensität fast den „Blick“ tötet, als ob die Person vor einer so überwältigenden Präsenz steht, dass sie ihre eigene Wahrnehmung verliert. Diese Szene kann die Mischung aus Freude und Schmerz widerspiegeln, die mit einem Wiedersehen verbunden ist.

Der „Wind“, der „blasse Bänder“ spielt, verstärkt das Gefühl der Flüchtigkeit und der Unbeständigkeit des Moments. Der Wind als Symbol für das Vergängliche und Unkontrollierbare wird hier als spielerische, fast melancholische Kraft beschrieben, die mit den „blassen Bändern“ die Zerbrechlichkeit des Augenblicks und des Gefühls, das zwischen den beiden existiert, unterstreicht. Diese Bänder könnten als metaphorische Fäden der Verbindung gedeutet werden, die jedoch so zart und vergänglich wie der Wind sind.

In der Zeile „Du / Wendest / Fort!“ bricht der Moment der Nähe abrupt und gewaltsam ab. Das „Wenden“ der Person, das als ein plötzlicher, entschlossener Akt erscheint, stellt einen Moment der Trennung und des Verlustes dar. Dieser Wendepunkt könnte das Ende eines Wiedersehens oder das Verlassen eines geliebten Menschen darstellen, was das schmerzhafte Vergehen des Augenblicks und das unausweichliche Auseinanderdriften der Menschen betont.

Der abschließende Vers „Den Raum umwirbt die Zeit!“ lässt das Gefühl der Entfremdung und der Unaufhaltsamkeit der Zeit aufkommen. Die „Zeit“ umwirbt den „Raum“, was darauf hinweist, dass der Augenblick des Wiedersehens nun von der Vergangenheit und der Zukunft überschattet wird. Die Zeit, die den Raum in ihrem unaufhaltsamen Fluss ergreift, deutet auf die Vergänglichkeit des Moments hin, der sich so schnell auflöst, wie er entstanden ist. In dieser letzten Zeile dringt die Erkenntnis durch, dass der Moment, so intensiv er auch sein mag, Teil eines größeren Zeitstroms ist, der alles unaufhaltsam fortbewegt.

Insgesamt vermittelt das Gedicht von Stramm eine Atmosphäre von intensiver, jedoch zerbrechlicher Nähe und der schmerzhaften Erkenntnis der Vergänglichkeit von Begegnungen. Der Moment des Wiedersehens ist zwar emotional aufgeladen, aber auch von der Unbeständigkeit und dem unaufhaltsamen Fluss der Zeit geprägt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.