Werben
Geheimnis bogt das Tor
Erde Himmel
Harren!
Harren!
Auf schließt dein Blick!
Blend
Wirrt und greift
Und tastet
Krampf in leeren Händen.
Dein Lächeln wehrt.
Verschlossen blickt das Tor.
Mein Harren harrt
Und
Gott und Himmel pochen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Werben“ von August Stramm ist von einer intensiven Spannung und einem unaufgelösten Drang nach Verbindung und Erfüllung geprägt. Das „Geheimnis“, das das Tor „bogt“, weist auf eine verborgene oder schwer zugängliche Wahrheit hin, die der Sprecher zu ergründen versucht. Das „Tor“ selbst ist ein zentrales Symbol, das sowohl für eine Grenze als auch für eine Möglichkeit zur Öffnung steht – eine Grenze zwischen dem Inneren und dem Äußeren, zwischen dem Erreichbaren und dem Unerreichbaren. Die wiederholte Aufforderung „Harren! Harren!“ unterstreicht die Dringlichkeit und das Warten, das den gesamten Zustand des lyrischen Ichs prägt. Es ist ein Warten auf etwas, das noch nicht gekommen ist, aber in seiner Erwartung allgegenwärtig bleibt.
Das Bild des „Blicks“, der „auf schließt“, verweist auf das Erforschen und das Streben nach etwas, das jenseits der unmittelbaren Wahrnehmung liegt. Doch der „Blend“ und das „Wirrt und greift“ zeigen, dass dieses Streben nicht nur von Klarheit, sondern auch von Verwirrung und Unsicherheit begleitet wird. Der „Krampf in leeren Händen“ verdeutlicht die Frustration des Sprechers, der sich nach einer Erfüllung sehnt, aber von der Leere und dem Fehlen des Gesuchten eingeholt wird. Diese physischen und emotionalen Spannungen spiegeln sich in der wiederholten Bewegung des Tastens und Greifens wider – der Versuch, etwas zu fassen, das dennoch unerreichbar bleibt.
Der „Lächeln“ des Gegenübers, das sich dem Sprecher entgegenstellt, scheint ein weiteres Hindernis darzustellen, das den Zugang zur gewünschten Nähe oder Erfüllung blockiert. Das „Verschlossen“ des Torbicks deutet auf die Verschlossenheit des Gegenübers hin, das sich dem Werben des lyrischen Ichs entzieht. Doch das „Harren“ des Sprechers bleibt unvermindert, er ist fest entschlossen, auf diese Öffnung oder Antwort zu warten, selbst wenn die Aussicht darauf fraglich bleibt. Die pochte „Gott und Himmel“ verstärken diesen inneren Ruf nach Erfüllung und nach einer höheren Antwort, die möglicherweise von einer göttlichen oder übernatürlichen Ebene kommen könnte.
Das Gedicht endet mit einer offenen, fast verzweifelten Stimmung. Der Sprecher bleibt im Zustand des Wartens gefangen, und die drängende Frage nach einer Antwort oder einer Veränderung bleibt offen. Stramm erzeugt hier eine Atmosphäre der intensiven Erwartung und inneren Unruhe, die von einem tiefen Bedürfnis nach einer Verbindung oder Erfüllung durchzogen ist.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.