Vernichtung
Die Himmel wehen
Blut marschiert
Marschiert
Auf
Tausend Füßen
Die Himmel wehen
Blut zerstürmt
Zerstürmt
Auf
Tausend Schneiden.
Die Himmel wehen
Blut zerrinnt
Zerrinnt
In
Tausend Fäden
Die Himmel wehen
Blut zersiegt
Zersiegt
In
Tausend Scharten.
Die Himmel wehen
Blut zerschläft
Zerschläft
Zu
Tausend Toden
Die Himmel wehen
Tod zerwebt
Zerwebt
Zu
Tausend Füßen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Vernichtung“ von August Stramm ist eine kraftvolle und verstörende Auseinandersetzung mit Gewalt, Zerstörung und dem grausamen Verfall. Die wiederholte Struktur des Gedichts verstärkt das Gefühl von Unaufhaltsamkeit und allumfassender Zerstörung, indem jede Strophe mit der Zeile „Die Himmel wehen“ beginnt, was die Vorstellung einer übergeordneten, chaotischen Kraft hervorruft, die das Geschehen beherrscht. Diese „Himmel“ wirken wie eine unaufhörliche Welle, die das Blut – das zentrale Symbol für Leben, aber auch für Gewalt und Tod – in Bewegung setzt.
In der ersten Strophe wird das Blut, das „marschiert“, als eine unaufhaltsame, militärische Gewalt dargestellt. Die wiederholte Verwendung von „marschiert“ vermittelt eine mechanische, fast unpersönliche Bewegung, als ob die Zerstörung in einer festen, durchgeplanten Richtung erfolgt. Das Bild von „Tausend Füßen“ verstärkt diese Eindrücke, da es an eine Armee oder eine Masse erinnert, die sich gleichzeitig vorwärts bewegt und dabei alles in ihrem Weg zerstört. Diese kollektive, aggressive Bewegung erzeugt das Bild einer Welt, die von einer übermächtigen Gewalt überrannt wird.
In den folgenden Strophen wechselt die Natur der Zerstörung, bleibt jedoch immer gewaltsam und unaufhörlich. Das Blut „zerstürmt“ in der zweiten Strophe, was auf einen plötzlichen, gewaltigen Ausbruch hinweist, der die Ordnung weiter zerschlägt. Die „Tausend Schneiden“ deuten auf den Schmerz und die Zerbrechlichkeit hin, die mit dieser Gewalt verbunden sind, als ob der Aufprall von tausend Schlägen den Körper und die Welt gleichermaßen spaltet. In der dritten Strophe „zerrinnt“ das Blut in „Tausend Fäden“, was das Bild von etwas, das sich auflöst und verfällt, verstärkt – eine Metapher für die Unaufhaltsamkeit der Zerstörung, die sich in unzählige Einzelteile auflöst.
Die letzte Strophe, in der das Blut „zerschläft“ und „zu Tausend Toden“ wird, bringt den endgültigen Verlust von Leben und Ordnung zum Ausdruck. Die Vorstellung von „Tausend Toden“ ist ein Bild für die unzähligen Opfer, die in dieser Vernichtung zugrunde gehen. Der Übergang zu „Tod zerwebt“ und „zu Tausend Füßen“ in der letzten Zeile des Gedichts verbindet das Bild des Lebens mit dem Tod in einer verzweifelten Zirkularität. Das Bild von „Tausend Füßen“ wird hier erneut aufgegriffen, was auf den fortwährenden, mechanischen Verlauf der Gewalt und der Vernichtung hinweist.
Insgesamt stellt Stramm in diesem Gedicht das Bild einer Welt dar, die von unaufhaltsamer Gewalt durchzogen wird, wobei das Blut als Symbol für Leben und Tod gleichermaßen fungiert. Die Wiederholung der Struktur und der zentralen Motive verstärkt das Gefühl der Zerstörung, die überall und in jeder Form vorhanden ist. Stramm nutzt dabei eine minimalistische, fast unheimliche Sprache, die den Leser in eine düstere, gewaltsame Atmosphäre zieht und die unaufhörliche Natur der Vernichtung betont.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.