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Untreu

Von

Dein Lächeln weint in meiner Brust
Die glutverbissnen Lippen eisen
Im Atem wittert Laubwelk!
Dein Blick versargt
Und
Hastet polternd Worte drauf.
Vergessen
Bröckeln nach die Hände!
Frei
Buhlt dein Kleidsaum
Schlenkrig
Drüber rüber!

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Gedicht: Untreu von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Untreu“ von August Stramm beschreibt auf eindrucksvolle Weise den Schmerz und die Entfremdung, die mit einem Verlust von Nähe und Vertrauen verbunden sind. Der erste Vers, „Dein Lächeln weint in meiner Brust“, setzt einen Kontrast zwischen einem äußeren Zeichen der Freude und dem inneren Kummer. Hier wird das Lächeln, normalerweise ein Zeichen des Glücks, mit Trauer in Verbindung gebracht, was eine emotionale Zerrissenheit anzeigt. Die „glutverbissnen Lippen“ symbolisieren ein heißes, leidenschaftliches Verlangen, das jedoch von einem eisernen, fast erstickenden Gefühl der Entfremdung begleitet wird.

Die Bildsprache verstärkt das Gefühl der inneren Kälte und Zerbrochenheit: „Im Atem wittert Laubwelk“ evoziert das Bild von Verfall und Vergänglichkeit, als ob die Luft von dem sterbenden Herbst überzogen wird. Der „Blick versargt“ – der Blick ist nicht mehr lebendig, sondern leer, kraftlos, was den Verlust der emotionalen Verbindung verdeutlicht. Diese Passage lässt den Leser spüren, dass zwischen den beiden Personen keine wirkliche Kommunikation mehr stattfindet.

Die Bewegung in „Hastet polternd Worte drauf“ wirkt chaotisch und überhastet, was die unvollständige und unaufhörliche Kommunikation ohne tiefere Bedeutung widerspiegelt. Das Wort „vergessen“ in Verbindung mit den „bröckelnden Händen“ deutet auf das Zerfallen von Erinnerungen und den Abbau von Bindungen hin. Die körperliche Trennung manifestiert sich hier in der Verflüchtigung der physischen Berührung.

Am Ende des Gedichts wird die Entfremdung weiter verstärkt durch den „Kleidsaum“, der „frei“ und „schlenkrig“ über die Grenze hinweg schwingt. Der freie, ungebundene Saum symbolisiert die Bewegung der anderen Person, die sich von der Beziehung löst und in eine neue Richtung zieht, ohne Rücksicht auf die Zerstörung, die sie hinterlässt. Diese Beschreibung spiegelt das Gefühl der Untreue wider, sowohl auf emotionaler als auch auf physischer Ebene, und unterstreicht die Einsamkeit und Verlorenheit des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.