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Triebkrieg

Von

Augen blitzen
Dein Blick knallt auf
Heiß
Läuft das Bluten über mich
Und
Tränket
Rinnen See.
Du blitzst und blitzest.
Lebenskräfte
Lodern
Moder wahnet um
Und
Stickt
Und
Stickt.

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Gedicht: Triebkrieg von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Triebkrieg“ von August Stramm stellt eine gewaltige Auseinandersetzung zwischen Leidenschaft und Zerstörung dar, die mit intensiver Bildsprache und einer beinahe körperlichen Dringlichkeit konfrontiert. Zu Beginn kündigen „Augen blitzen“ und „Dein Blick knallt auf“ ein starkes Aufeinandertreffen an, bei dem der Blick des anderen wie ein schlagender, unmittelbarer Angriff wirkt. Das „Heiß“ deutet auf eine brennende, überwältigende Leidenschaft hin, die unmittelbar körperlich spürbar ist. Die Gewalt, die durch den Blick des anderen ausgeht, wird verstärkt, indem das Bluten metaphorisch über das lyrische Ich läuft und „Tränket / Rinnen See“, was auf eine tiefe emotionale und körperliche Verletzung hinweist, die die gesamte Existenz durchdringt.

Die Wiederholung von „Du blitzst und blitzest“ zeigt eine fortlaufende, unaufhaltsame Kraft, die nicht nur das lyrische Ich verwundet, sondern in einem Zustand ständiger Eskalation verharrt. Diese blitzartigen Erscheinungen könnten für die Unmittelbarkeit und Unvorhersehbarkeit des inneren Krieges zwischen den beiden Akteuren stehen. Es ist, als ob der Blick des anderen in einen unablässigen, vernichtenden Strom von Energie übergeht, der nicht gestoppt werden kann.

Im mittleren Teil des Gedichts, in dem von „Lebenskräfte“ und „Lodern“ die Rede ist, wird die körperliche und seelische Energie weiter intensiviert. Doch diese Leidenschaft und Energie steht im Widerstreit mit der zerstörerischen Wirkung des „Moders“, das im Gedicht als Symbol für Verfall und Krankheit fungiert. Der „Moder wahnet um“ und die wiederholte Verwendung von „Und / Stickt“ deuten auf ein Ersticken, eine Erschöpfung und schließlich das Verlöschen des Lebens hin. Es entsteht ein Bild von einem inneren Krampf, der nicht nur das Leben zu unterdrücken droht, sondern auch die Kräfte des Ichs selbst lähmt.

Das Gedicht endet mit einem Gefühl der Auslöschung und des Stillstands, in dem die ursprüngliche Leidenschaft in eine toxische, erdrückende Energie übergeht, die das lyrische Ich fast zu ersticken droht. „Triebkrieg“ beschreibt einen inneren Konflikt, der in seiner Intensität und Zerstörungskraft unaufhaltsam ist. Das Gedicht vermittelt das Bild eines Kampfes, der zwischen Lebendigkeit und Verfall hin und her pendelt und den Leser in eine Welt des dramatischen und emotionalen Verfalls hineinzieht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.