Mairegen
Der Himmel hängt auf dem Pferderücken
Tropfen um Tropfen
Blankt
Das Fell!
Die Hufe streichen Ungeduld
Das Maul fetzt Schaum!
Zack
Zackelt der Trott die flackrigen Sehnen
In Zügel klammert die Nässe und Stemmt!
Hoch rammt der Kopf
Und stäubet Nebel!
Zack Zack
Zack Zack
Die Pfützen kreisen
Zack Zack
Zack Zack
Die Tropfen schleifen
Zack Zack
Zack Zack
Das Wittern streicht am Boden
Schritt um Schritt!
Die Erde schwült
Die Schwüle gleißt!
Mein Pferd und ich
Zerdampfen
In
Himmel und Düsen!
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mairegen“ von August Stramm beschreibt eindrucksvoll die intensiven Eindrücke eines Regengusses in Verbindung mit der Bewegung und Energie eines Pferdes. Zu Beginn wird der Himmel „auf dem Pferderücken“ vorgestellt, was eine starke Verbindung zwischen der Natur und dem Pferd herstellt. Der Regen wird als „Tropfen um Tropfen“ beschrieben, die das „Fell“ des Pferdes blanken, was sowohl die Sinnlichkeit des Moments als auch die Erneuerung durch den Regen betont. Die Bewegung des Pferdes wird durch die Worte „Hufe streichen Ungeduld“ spürbar – eine fast unaufhörliche, kraftvolle Energie, die den Regen und die Natur zu spiegeln scheint.
Die Spannung zwischen dem Pferd und dem Regen verstärkt sich im Gedicht durch die wiederholte Verwendung von „Zack“ und „Zackelt“, die den Rhythmus des Pferdes in Bewegung setzen und eine hektische, fast fieberhafte Atmosphäre schaffen. Diese hektische Energie wird in der Beschreibung des Pferdes weiter intensiviert: „Das Maul fetzt Schaum!“, „Die Nässe stemmt!“, „Hoch rammt der Kopf / Und stäubet Nebel!“ – Bilder, die das wilde und entschlossene Vorwärtsdrängen des Tieres im Regen verdeutlichen. Die Verbindung zwischen Körper, Natur und Bewegung wird durch die kraftvolle Sprache des Gedichts deutlich.
Das wiederholte „Zack Zack“ und die „Pfützen“ die „kreisen“, lassen die chaotische und dennoch rhythmisierte Bewegung der Natur und des Pferdes erkennen. Die Wiederholung schafft eine Art hypnotischen Fluss, der den Leser in den Sturm und die Bewegung des Gedichts zieht. Die Worte „Schritt um Schritt!“ und „Das Wittern streicht am Boden“ erzeugen ein Bild der unaufhörlichen Bewegung, die den Regen und das Pferd miteinander vereint. Hier wird der Regen nicht nur als Wetterphänomen, sondern als ein treibender, kraftvoller Bestandteil des Erlebens des Gedichts präsentiert.
Am Ende des Gedichts wird das Bild des Zerdampfens in „Himmel und Düsen“ verwendet, was eine Verschmelzung von Mensch, Pferd und Natur symbolisiert. Der Regen, der die Erde „schwült“, und die Atmosphäre, die „gleißt“, lassen eine Verschmelzung von Himmel, Erde und Lebewesen entstehen. Es entsteht das Bild einer Einheit zwischen dem Pferd und der Natur, als ob sie in einem Moment der Bewegung und Energie miteinander aufgehen. Stramm schafft in „Mairegen“ ein dynamisches, intensives Bild von Natur, Bewegung und Leben, das die Grenze zwischen Mensch, Tier und Elementen aufzulösen scheint.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.