Haidekampf
Sonne Halde stampfen keuche Bange
Sonne Halde glimmet stumpfe Wut
Sonne Halde sprenkeln irre Stahle
Sonne Halde flirret faches Blut
Blut
Und
Bluten
Blut
Und
Bluten Bluten
Dumpfen tropft
Und
Dumpfen
Siegt und krustet
Sonne Halde flackt und fleckt und flackert
Sonne Halde blumet knosper Tod.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Haidekampf“ von August Stramm vermittelt die Intensität und Brutalität eines Kampfes, bei dem die Sonne als fast übermächtige, alles durchdringende Präsenz dargestellt wird. Der Beginn „Sonne Halde stampfen keuche Bange“ lässt die Sonne zu einer bedrohlichen, erdrückenden Kraft werden. „Halde“, ein Begriff, der auf einen Hügel oder Abraum hindeutet, und „stampfen“ vermitteln ein Gefühl von Schwere und Unaufhaltsamkeit, als ob der ganze Kampf von dieser unaufhörlichen, drückenden Hitze und Schwere bestimmt wird. Das „Keuchen“ und „Bange“ verstärken die Vorstellung von Erschöpfung und Angst, die den Kampf und das Überleben dominieren.
Die wiederholte Verwendung des Wortes „Sonne“ und die darauf folgenden Bildern wie „glimmet stumpfe Wut“ und „sprenkeln irre Stahle“ verstärken die gewaltsame, fast feurige Atmosphäre. Die Sonne wird hier nicht als helle, lebensspendende Kraft dargestellt, sondern als ein Symbol für Wut und Zerstörung. Das Bild von „irre Stahle“ und „faches Blut“ suggeriert sowohl die Gewalt des Krieges als auch das Chaos und die Entfremdung, die damit einhergehen. Die „Stahle“ (Stahl) könnten für Waffen und die von ihnen verursachten Verletzungen stehen, während das „Blut“ unaufhörlich in die Wahrnehmung des Sprechers eindringt. Diese Bilder wiederholen sich und steigern die brutale, fast unentrinnbare Natur der Gewalt.
Die ständige Wiederholung von „Blut / Und / Bluten“ und das tropfende „Dumpfen“ verstärken den körperlichen und blutigen Charakter des Kampfes. Die Gewalt wird körperlich erfahrbar, wobei der Leser fast das Tropfen und Rinnen des Blutes hören kann. Diese Unmittelbarkeit und Intensität der Gewalt drängt den Leser, sich der brutalen Realität des Krieges zu stellen, in der das Leben in einer endlosen Zyklen von Wunden und Tod ertrinkt. Die Worte „Siegt und krustet“ deuten darauf hin, dass der Sieg im Kampf nicht von Ruhm, sondern von einer Schicht aus Blut und Verwundung begleitet wird.
Der Abschluss des Gedichts mit „Sonne Halde flackt und fleckt und flackert“ und „Sonne Halde blumet knosper Tod“ bringt das Bild eines zerrissenen, sterbenden Feldes, das aus dem Chaos und den zerrütteten Körpern entsteht. Die Sonne, die sich durch diese Bilder zieht, verliert ihre ursprüngliche Bedeutung als Quelle des Lebens und wird zu einem Symbol für das alles verzehrende Feuer des Krieges. Die „Blumet knosper Tod“ bilden ein verstörendes, aber kraftvolles Bild, das die Lebensgefahr und die ständige Nähe des Todes im Kampf zeigt. Es wird ein Bild von Tod als unausweichlicher, fast natürlichen Endpunkt eines jeden Konflikts gezeichnet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.