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Granaten

Von

Das Wissen stockt
Nur Ahnen webt und trügt
Taube täubet schrecke Wunden
Klappen Tappen Wühlen Kreischen
Schrillen Pfeifen Fauchen Schwirren
Splittern Klatschen Knarren Knirschen
Stumpfen Stampfen
Der Himmel tapft
Die Sterne schlacken
Zeit entgraust
Sture weltet blöden Raum.

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Gedicht: Granaten von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Granaten“ von August Stramm beschreibt eine extrem gewaltsame, chaotische Szene, die durch den Klang und das Bild der Kriegszerstörung geprägt ist. Der erste Vers „Das Wissen stockt / Nur Ahnen webt und trügt“ verweist auf die Ohnmacht und Verwirrung, die der Sprecher angesichts der unbegreiflichen Gewalt erfährt. Wissen wird hier als blockiert dargestellt, während das „Ahnen“ als eine verzerrte und unzuverlässige Form der Wahrnehmung erscheint. Diese Unklarheit und das Fehlen von präzisem Wissen verstärken das Gefühl der Entfremdung und der Desorientierung im Angesicht des Krieges.

In den darauffolgenden Zeilen, in denen Geräusche wie „Taube täubet Schrecke Wunden“, „Klappen Tappen Wühlen Kreischen“, „Schrillen Pfeifen Fauchen Schwirren“ und viele weitere aufgelistet sind, wird der Krieg als ein beängstigender, nahezu unverständlicher Lärm dargestellt. Die Vielzahl der Geräusche – oft lautmalerisch und unaufhörlich – verdeutlicht die Gewalt und das Chaos des Krieges. Sie sind nicht nur die äußeren Geräusche von Explosionen und Zerstörung, sondern auch die inneren, erschütternden Wahrnehmungen des Sprechers, die ihn in eine Welt der Gewalt und des Schreckens ziehen. Diese Klangbilder verstärken die Sinneseindrücke von Angst und Trauma, die mit der unmittelbaren Erfahrung von Granaten und dem Krieg verbunden sind.

Der „Himmel tapft“ und die „Sterne schlacken“ bringen eine surreale, fast absurde Wendung in das Gedicht, da sie den Himmel und die Sterne in eine Art mechanische Bewegung versetzen, die an die entfremdende Wirkung von Kriegserfahrungen erinnert. Der Himmel, der normalerweise für Ruhe und Unendlichkeit steht, wird hier als etwas Fast-Menschliches dargestellt, das „tapft“, was ein seltsames Bild für den Verlust der gewohnten Ordnung darstellt. Die „schlackenden“ Sterne deuten auf die Dunkelheit und den Verlust des Himmels als Orientierungspunkt hin.

Der letzte Vers „Zeit entgraust / Sture weltet blöden Raum“ drückt die zermürbende Wirkung des Krieges auf das Zeitgefühl und die Wahrnehmung der Welt aus. Zeit verliert ihre Farbe und Bedeutung, sie „entgraust“, was ein Bild für die Entwertung von Erlebtem und das Verblassen von Erinnerungen ist. Die „sture Welt“, die hier in einem „blöden Raum“ weiter „weltet“, verstärkt das Gefühl der Ausweglosigkeit und der Leere, das der Krieg hinterlässt. Der Raum und die Welt erscheinen bedeutungslos und leer, als ob der Krieg die Ordnung der Welt zerstört und alles in einen Zustand der Sinnlosigkeit führt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.