Der Himmel flaumt das Auge
Die Erde krallt die Hand
Die Lüfte sumsen
Weinen
Und
Schnüren
Frauenklage
Durch
Das strähne Haar.

Der Abschied
- Alltag
- Emotionen & Gefühle
- Frieden
Der Himmel flaumt das Auge
Die Erde krallt die Hand
Die Lüfte sumsen
Weinen
Und
Schnüren
Frauenklage
Durch
Das strähne Haar.
Das Gedicht „Gefallen“ von August Stramm vermittelt eine intensive Auseinandersetzung mit der Verbindung zwischen der Natur, der menschlichen Erfahrung und einem tiefen Gefühl des Verlusts oder des Schmerzes. Der erste Vers „Der Himmel flaumt das Auge“ verwendet das Bild des Himmels, der das Auge „flaumt“, was eine zarte, fast beruhigende, aber auch verwirrende Wirkung hat. Das Wort „flaumt“ könnte auf eine weiche, verschwommene Wahrnehmung hinweisen, die dem Blick des Sprechers eine Art weiche Unschärfe verleiht, als ob der Himmel die Wahrnehmung auf eine fast traumhafte Weise beeinflusst. Es entsteht das Bild einer himmlischen, aber unerreichbaren oder flüchtigen Welt.
„Die Erde krallt die Hand“ bringt dann eine dramatische Wendung, da die Erde im Gegensatz zum himmlischen Bild etwas viel Greifbareres, fast Bedrohlicheres darstellt. Das „Krallen“ deutet auf ein starkes, unaufhörliches Festhalten hin, als ob die Erde den Sprecher in einem Zustand der Unentrinnbarkeit festhält. Diese Konfrontation zwischen der Weichheit des Himmels und der Härte der Erde stellt eine Spannung dar, die das Gedicht durchzieht. Es entsteht das Gefühl, dass der Sprecher zwischen zwei gewaltigen Kräften gefangen ist – der einen, die ihm einen flimmernden Blick auf das Unfassbare bietet, und der anderen, die ihn mit einem festen, unangenehmen Griff umklammert.
„Die Lüfte sumsen / Weinen / Und / Schnüren“ verstärken die emotionale Intensität des Gedichts, indem sie die Luft mit Geräuschen und Bewegungen durchdringen, die eine Mischung aus Leid und Unruhe ausdrücken. Das „Summen“ kann auf eine fast unaufhörliche Bewegung oder ein ständiges Rauschen hindeuten, während das „Weinen“ den Schmerz oder das Entsetzen verstärkt, das die Umgebung oder die Situation des Sprechers umgibt. Der Übergang zu „Schnüren“ verstärkt das Gefühl der Bedrängnis und des festgezurrt Seins – als ob die emotionale Last der Umgebung den Sprecher erstickt oder in einem Zustand der Gefangenschaft hält.
Der letzte Teil „Frauenklage / Durch / Das strähne Haar“ bildet einen dramatischen und kraftvollen Abschluss des Gedichts. Die „Frauenklage“ könnte auf einen Schmerz oder Verlust hinweisen, der tief in der Kultur oder im individuellen Erleben verwurzelt ist, wobei die „Frauenklage“ als eine alte, vielleicht auch archetypische Form des Ausdrucks von Trauer oder Verlust verstanden werden kann. Diese Klage zieht sich „durch das strähne Haar“, was ein Bild für die Zerstreuung und den Verlauf von Leid und Trauer ist – die Haare als Symbol für das Selbst und die Klage als ein durchdringender, fast körperlicher Schmerz, der das äußere Erscheinungsbild beeinflusst. Insgesamt erzeugt Stramm in diesem Gedicht eine dichte, atmosphärische Darstellung von Naturgewalten und innerem Schmerz, die miteinander verschmelzen, um die existenziellen Kämpfe des Sprechers darzustellen.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.