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Angriff

Von

Tücher
Winken
Flattern
Knattern.
Winde klatschen.
Dein Lachen weht.
Greifen Fassen
Balgen Zwingen
Kuß
Umfangen
Sinken
Nichts.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Angriff von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Angriff“ von August Stramm ist ein komprimiertes, bildgewaltiges Werk, das sich durch seine rhythmische Kürze, expressive Bildsprache und abrupte Brüche auszeichnet. In nur wenigen Worten evoziert Stramm eine Szene, die zwischen sinnlicher Begegnung und gewaltsamer Dynamik oszilliert. Der Titel „Angriff“ lässt zunächst an eine militärische Handlung denken, doch im Verlauf des Gedichts weitet sich der Begriff ins Zwischenmenschliche und Körperliche.

Die ersten Verse – „Tücher / Winken / Flattern / Knattern“ – erzeugen ein Bild äußerer Bewegung, möglicherweise eine Szene im Freien, ein Zeichen der Begegnung oder des Aufbruchs. Die Natur scheint unruhig: „Winde klatschen“, was zugleich sinnlich und bedrohlich wirkt. Dann folgt die Wendung ins Persönliche – „Dein Lachen weht“ – ein Moment von Intimität, der mit dem Unsteten der äußeren Welt verbunden wird.

Der Mittelteil des Gedichts wird von körperlicher Aktion bestimmt: „Greifen Fassen / Balgen Zwingen / Kuß / Umfangen“. Diese Verben beschreiben keine sanfte Annäherung, sondern ein kämpferisches, drängendes, fast gewaltsames Miteinander. Das Sinnliche kippt ins Aggressive. Die Vermischung von Lust und Überwältigung ist typisch für Stramms Ausdrucksweise: Liebe und Gewalt, Nähe und Überwältigung sind nicht zu trennen.

Mit „Sinken“ beginnt die Auflösung, ein Nachlassen der körperlichen Spannung, das im letzten Wort kulminiert: „Nichts.“ Dieses „Nichts“ kann sowohl als Erschöpfung, als Aufhebung der Individualität oder auch als Tod gedeutet werden. Es wirkt wie ein Schlussakkord, der nach dem Höhepunkt der Intensität absolute Leere zurücklässt.

„Angriff“ zeigt, wie Stramm durch Sprachverknappung maximale Intensität erreicht. In kurzen Schlagworten entsteht ein Spannungsbogen von Kontaktaufnahme über körperliche Vereinnahmung bis zum vollständigen Verstummen. Der „Angriff“ bleibt ambivalent – erotisch, existenziell, zerstörerisch – und verweigert sich einer eindeutigen moralischen oder narrativen Lesart.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.