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Abend

Von

Müde webt
Stumpfen dämmert
Beten lastet
Sonne wundet
Schmeichelt
Du.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Abend von August Stramm

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abend“ von August Stramm ist eine minimalistische, aber intensive Darstellung der Übergangsphase von Tag zu Nacht. Die ersten Worte „Müde webt“ und „Stumpfen dämmert“ zeichnen das Bild eines langsamen Verblasens der Energie und des Lichts. Der Begriff „müde“ verweist auf das Ende eines langen Tages, während „webt“ eine ruhige, fast gleichmäßige Bewegung suggeriert, die in die Dunkelheit übergeht. Die „dämmernde“ Atmosphäre verstärkt dieses Bild des langsamen Übergangs.

„Beten lastet“ gibt dem Gedicht eine schwerere, religiöse Note. Das Wort „lastet“ weist auf das Gefühl der Erschöpfung hin, das mit Gebet oder Andacht verbunden sein kann – eine tiefe, beinahe körperliche Anspannung, die mit der Dunkelheit zusammenfällt. Diese lineare Struktur aus „Beten lastet“ könnte eine Metapher für die Schwere des Tages und den Versuch, in der Nacht Ruhe zu finden, sein.

„Sonne wundet“ und „Schmeichelt“ verbinden die Natur mit einer subtilen, fast zärtlichen Symbolik. Der Ausdruck „wundet“ könnte auf die verblassende Kraft der Sonne hinweisen, die die Natur durchdringt, aber auch verletzt zurücklässt. Die „Schmeichelt“ spricht von einer sanften Berührung oder Umarmung, als würde die Sonne trotz ihrer Wunden noch etwas Sanftes und Wärmendes in der Nacht hinterlassen.

Das Gedicht endet mit dem persönlichen „Du“, das als Bezug zur weiteren Ausdeutung dieses Bildes dienen könnte – eine intime Anrede, die das Ende des Tages mit einem beinahe persönlichen Moment der Zuwendung abschließt. Stramm bringt in wenigen Worten eine dichte, fast mystische Atmosphäre zum Ausdruck, die den Übergang von Tag zu Nacht als eine tiefe, zugleich schmerzhafte und tröstliche Erfahrung darstellt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.