Abendlied
Abend wird es wieder:
Über Wald und Feld
Säuselt Frieden nieder
Und es ruht die Welt.
Nur der Bach ergießet
Sich am Felsen dort,
Und er braust und fließet
Immer, immer fort.
Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh,
Keine Glocke klinget
Ihm ein Rastlied zu.
So in deinem Streben
Bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben
Wahre Abendruh.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Abendlied“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben beschreibt die beruhigende Atmosphäre des Abends, der über die Natur und die Welt kommt. Zu Beginn wird der Abend als eine Zeit des Friedens und der Ruhe dargestellt, die über den Wald und das Feld „säuselt“. Dieser sanfte Übergang vom Tag zur Nacht symbolisiert eine Auszeit, in der die Welt zur Ruhe kommt. Die Natur und die Tiere scheinen in diesem Moment eine Pause zu machen, was das Gefühl von Frieden und Erholung verstärkt.
Der „Bach“, der weiterhin „braust und fließt“, stellt einen Gegensatz zu dieser Ruhe dar. Während die Welt um ihn herum in Frieden versinkt, ist der Bach in ständiger Bewegung und kann keine Rast finden. Diese Darstellung des Baches könnte metaphorisch für den inneren Zustand des Menschen stehen, der trotz äußerer Ruhe in ständiger Unruhe und Bewegung verweilt. Die wiederholte Betonung des „Immer, immer fort“ verstärkt das Gefühl der unaufhörlichen Bewegung und des fortwährenden Strebens.
Die Zeilen „Und kein Abend bringet / Frieden ihm und Ruh“ drücken die Idee aus, dass der Bach – und metaphorisch der Mensch – keine wahre Ruhe finden kann. Diese innere Unruhe wird im nächsten Abschnitt auf das „Herz“ des Lesers übertragen. Es wird angedeutet, dass der Mensch in seinem Streben nach Frieden und Ruhe ebenfalls nicht in der Lage ist, diese zu finden, solange er sich auf weltliche Dinge oder äußere Umstände verlässt. Die innere Unruhe des Menschen wird als ein unaufhörliches Streben dargestellt, das keinen wirklichen Frieden erfährt.
Die letzte Strophe bringt eine religiöse Perspektive ins Spiel, indem sie den göttlichen Frieden als die einzige wahre Quelle der „Abendruh“ anführt. Der Mensch kann nur durch Gott wahre Ruhe finden, was eine spirituelle Botschaft über das Streben nach innerer Einkehr und Frieden vermittelt. Die Schlussfolgerung ist, dass der menschliche Geist, so unruhig er auch sein mag, nur durch eine göttliche Verbindung zur wahren Ruhe gelangt.
Insgesamt reflektiert das Gedicht die Suche des Menschen nach innerer Ruhe und Frieden und zeigt auf, dass dieser Frieden nur durch eine höhere spirituelle Quelle, wie Gott, erlangt werden kann. Es ist ein Ausdruck von Sehnsucht nach spiritueller Erfüllung und einer Erinnerung daran, dass weltliche Dinge allein nicht die wahre Ruhe bieten können.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.