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Auf seines Bruders Tod

Von

Er focht in sieben Schlachten,
Er war ein deutsches Blut,
Gefahr hieß ihn verachten
Sein stiller Kriegesmuth.

Das Schwert an seiner Linken,
Er nannt es seine Braut;
Geneigter Blicke Winken,
Das schien ihm kaum so traut.

Bei Hochkirch ihn umfangen
Hab′ ich mit Liebesgruß
Und ahnungsvoll empfangen
Den letzten heißen Kuß.

Es schlug die schöne Stunde,
Da ward sein Busen roth,
So blutet an der Wunde
Ein edler Hirsch sich todt.

Tragt nach den Riesenbergen
Den kranken Ritter nun,
Es darf ja nicht bei Zwergen
Der fromme Degen ruhn.

Der Väter freie Erde
Er sich erlesen hat,
Du Stadt des Hirsches werde
Für ihn die Ruhestadt.

Das schwarze Kreuz, das blaue,
Hängt auf dem Grabes-Baum,
Daß jeder Pilger schaue,
Wer träumt hier seinen Traum.

Fahr′ Bruder wohl, Gespiele
In froher Kinderzeit,
Du schrittest vor zum Ziele,
Du Jüngerer, wie weit.

Die Hoffnung ließ mich kommen,
Ob ich dich lebend fänd′?
Doch, du warst aufgenommen
Ins reine Element.

Zeuch hin, wo Karl der Große,
Wo Gottfried, Balduin
Die Siegs- und Todesloose
Für Gottes Krieger ziehn.

Wol größ′re Sünden büßen
Kann solch′ ein Glaubenstod;
Den Vater magst du grüßen
Im ew′gen Morgenroth.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auf seines Bruders Tod von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf seines Bruders Tod“ von Max von Schenkendorf ist eine bewegende Elegie, die dem im Kampf gefallenen Bruder gewidmet ist. Es ist eine Huldigung an Tapferkeit, Ehre und das deutsche Ideal, welches in Schenkendorffs romantischer Zeit so bedeutsam war. Das Gedicht ist in acht Strophen unterteilt, die jeweils vier Verse umfassen und durch einen klaren Reimschema geprägt sind, welches der Trauer eine würdevolle Form gibt.

In den ersten Strophen wird der Verstorbene als tapferer Krieger charakterisiert, der die Gefahr verachtete und in sieben Schlachten kämpfte. Das Schwert wird als seine „Braut“ bezeichnet, was die enge Verbindung des Bruders mit dem Krieg und dem Kampf betont. Die Erinnerung an den letzten Kuss und die ahnungsvolle Umarmung des Dichters verstärken die persönliche Tragik und die Trauer über den Verlust. Der Hinweis auf die „schöne Stunde“, in der der Bruder starb, verdeutlicht das romantische Ideal des ehrenvollen Todes im Kampf, vergleichbar mit dem „edlen Hirsch“, der sich in seiner Wunde zu Tode blutet.

Die nachfolgenden Strophen heben die Bedeutung des Verstorbenen hervor, indem er als würdig erachtet wird, in der „freien Erde“ seiner Vorfahren zu ruhen. Der Dichter wünscht ihm einen Platz, der seiner Tapferkeit angemessen ist, und beschwört die Stadt des Hirsches, die zur Ruhestätte werden soll. Das „schwarze Kreuz, das blaue“ am Grabesbaum symbolisiert das Andenken und mahnt jeden Pilger, die Geschichte des Verstorbenen zu bedenken. Die letzten Strophen nehmen Abschied vom Bruder und drücken die Sehnsucht nach ihm aus. Der Dichter erinnert sich an ihre gemeinsame Kindheit und verabschiedet ihn als „Jüngeren“, der das Ziel bereits erreichte. Die Hoffnung, ihn lebend wiederzufinden, wurde enttäuscht, aber der Bruder ist nun „ins reine Element aufgenommen“.

Abschließend wird der Bruder in eine himmlische Sphäre erhoben, wo er mit den großen Helden der Vergangenheit, wie Karl dem Großen und Gottfried, Seite an Seite steht. Der Glaube an die Sühne durch den Tod im Glauben und die Hoffnung auf ein Wiedersehen im „ew’gen Morgenroth“ zeugen von der tiefen Religiosität des Dichters und bieten Trost im Angesicht des Verlustes. Schenkendorffs Gedicht ist somit nicht nur eine Trauerrede, sondern auch eine Verherrlichung des Kriegertums und der soldatischen Tugenden.

Es ist ein Zeugnis der Romantik, das die Sehnsucht nach dem Tod als Vollendung des Lebens und die Hoffnung auf ein Wiedersehen im Jenseits widerspiegelt. Die einfachen, klaren Worte und die regelmäßige Formgebung verstärken die emotionale Wirkung und machen das Gedicht zu einem eindrucksvollen Denkmal für den gefallenen Bruder und ein Denkmal der Ideale seiner Zeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.