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Auf Mutterschoß

Von

Betende Hände,
Gottbetroffene Jungfrau,
Flattern und Beben,
Heiliges Lallen:

Mein Werk ist träg in der verdürstenden Geister
Verdürstetem Greifen.
Dunkelruhen!
Gebären. Arbeit,
Bang, groß,
Seelen in hastender Arbeit.
Alle halten zusammen und – haben nichts.
Qualen die furchtbar sind.
Unerhörte Worte
Unerhörter Dinge.
Und es sollen Frühlinge sein,
Und – Trauer ist Jubel.
Ein Brausen in lichtentschmetterndem Ringe.
Und fern, wie sehr,
An goldbraunen, reifen, jubelnd roten, blühenden Wangen.
Starkes Gekicher.
Tänze gell wie Sonnenlohen.
Tamburin, wirbelnd
Wie goldumzügelte
Blumen der Sonne.

Schlummre, Frühling,
Im Dunkel einer Trauer,
Und wie ein Kind
Sprießt du immerzu
Violette Blumen des ersehnten Herbstes
In vergessen geschlossener Hand.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Auf Mutterschoß von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf Mutterschoß“ von Peter Hille ist eine expressionistische Momentaufnahme, die von religiösen und schmerzvollen Bildern geprägt ist. Es beginnt mit der Vorstellung einer Andacht, die in den „betenden Händen“ und der „gottbetroffenen Jungfrau“ ihren Ausdruck findet. Diese Anfangsverse etablieren einen Kontext der Hingabe und des Gebets, wobei das „Flattern und Beben“ und das „heilige Lallen“ die Intensität und das Gefühl der Ehrfurcht unterstreichen.

Im weiteren Verlauf des Gedichts verschiebt sich der Fokus auf eine dunkle, existentielle Erfahrung, die mit dem Begriff des „Verdürstens“ und der „Dunkelruhen“ verbunden ist. Die „Geister“ dürsten nach etwas, das sie nicht ergreifen können. Das „Greifen“ bleibt vergeblich. Es scheint ein innerer Kampf stattzufinden, der durch Begriffe wie „Bang“ und „Qualen“ ausgedrückt wird. Die „hastende Arbeit“ der Seelen und das Gefühl, „nichts“ zu haben, deuten auf eine existenzielle Leere und einen Zustand der Not hin. Die „unerhörten Worte“ und „unerhörten Dinge“ lassen eine tiefe, unaussprechliche Erfahrung erahnen, die im Gedicht selbst nur angedeutet wird.

Trotz dieser Düsternis gibt es auch Hoffnung und das Versprechen von Veränderung. Die Erwähnung von „Frühlingen“ und dem paradoxen „Trauer ist Jubel“ deutet auf einen Kreislauf von Leid und Erlösung hin. Das „Brausen“ in einem „lichtentschmetternden Ringe“ deutet auf ein Erwachen oder eine Transformation hin, begleitet von Bildern von Lebendigkeit und Schönheit, wie „goldbraunen, reifen, jubelnd roten, blühenden Wangen“. Die metaphorische Sprache, wie „Tänze gell wie Sonnenlohen“, suggeriert eine ekstatische Erfahrung oder eine intensive Lebensfreude.

Das abschließende Bild des Frühlings, der „im Dunkel einer Trauer“ schlummert, und die „violetten Blumen des ersehnten Herbstes“ in einer „vergessen geschlossenen Hand“ deuten auf einen Zyklus von Tod und Wiedergeburt hin. Der Frühling repräsentiert hier die Hoffnung und das neue Leben, das aber in der Trauer und dem Vergessen gefangen ist. Dieses Bild unterstreicht die Dualität der menschlichen Erfahrung, in der Freude und Schmerz, Hoffnung und Verzweiflung untrennbar miteinander verbunden sind.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.