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Auf Erden gehest du

Von

Auf Erden gehest du und bist der Erde Geist;
Die Erd erkennt dich nicht, die dich mit Blüten preist.

Auf Sonnen stehest du und bist der Sonne Geist;
Die Sonn erkennt dich nicht, die dich mit Strahlen preist.

Im Winde wehest du und bist der Lüfte Geist;
Die Luft erkennt dich nicht, die dich mit Atmen preist.

Auf Wassern gehest du und bist des Wassers Geist;
Das Wasser kennt dich nicht, das dich mit Rauschen preist.

Im Herzen stehest du und bist der Liebe Geist;
Und dich erkennt das Herz, das dich mit Liebe preist.

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Gedicht: Auf Erden gehest du von Friedrich Rückert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Auf Erden gehest du“ von Friedrich Rückert ist eine tiefgründige Reflexion über die menschliche Erfahrung der Isolation und des Erkennens. Es entfaltet sich in einer Reihe von Strophen, die jeweils einen Kontrast zwischen der Präsenz des menschlichen Geistes und dem Nicht-Erkennen durch die umgebende Natur darstellen. Die Struktur ist dabei repetitiv und betont die zentrale Botschaft des Gedichts.

Die ersten vier Strophen folgen einem klaren Muster: Der Mensch wird mit der Erde, der Sonne, dem Wind und dem Wasser in Verbindung gebracht, als deren Geist er beschrieben wird. Doch diese Elemente, die den Menschen mit ihren Gaben preisen, erkennen ihn nicht. Diese wiederholte Negation erzeugt ein Gefühl der Entfremdung und des Alleinseins des menschlichen Geistes in der Natur. Die Metaphern, wie das „Wehen im Wind“ oder das „Gehen auf Wassern“, visualisieren die Unvermeidlichkeit der menschlichen Existenz in verschiedenen Aspekten der Welt, aber auch ihre gleichzeitige Nicht-Erkenntnis und Nicht-Wahrnehmung durch diese Welt.

Die abschließende Strophe stellt einen Bruch mit diesem Muster dar. Hier wird das Herz als der Ort der Erkenntnis des menschlichen Geistes etabliert, und die Liebe als das Medium, durch das diese Erkenntnis geschieht. Das Herz „erkennt“ den Menschen, während alle anderen Elemente ihn nicht erkennen. Diese Wendung unterstreicht die zentrale Botschaft des Gedichts: Wahre Erkenntnis und Verbundenheit finden sich nicht in der äußeren Welt, sondern in der inneren, in der Liebe.

Die Einfachheit der Sprache und die klare Struktur des Gedichts tragen zu seiner Wirkung bei. Rückerts Verwendung von Parallelismen und Wiederholungen erzeugt einen hypnotischen Effekt, der die Leserinnen und Leser in die tieferen Ebenen der menschlichen Erfahrung hineinzieht. Die letzte Zeile, die die Liebe als das Medium der Erkenntnis hervorhebt, bietet einen Hoffnungsschimmer und suggeriert, dass die Suche nach Verbundenheit und Sinn in der Liebe gefunden werden kann. Das Gedicht ist somit eine bewegende Betrachtung über die menschliche Suche nach Identität, Zugehörigkeit und Erkenntnis.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.