Auf den Tod der Königin
1810.
Rose, schöne Königsrose,
Hat auch dich der Sturm getroffen?
Gilt kein Beten mehr, kein Hoffen
Bei dem schreckenvollen Loose?
Seid ihr, hochgeweihte Glieder,
Schon dem düstern Reich verfallen?
Haupt, um das die Locken wallen,
Sinkest du zum Schlummer nieder?
Sink′ in Schlummer, aufgefunden
Ist das Ziel, nach dem du schrittest,
Ist der Kranz, um den du littest,
Ruhe labt am Quell der Wunden.
Auf, Gesang, vom Klagethale!
Schweb′ empor zu lichten Hallen,
Wo die Siegeshymnen schallen,
Singe Tröstung dem Gemahle!
Sink′ an deiner Völker Herzen,
Du im tiefsten Leid Verlorner,
Du zum Martyrthum Erkorner,
Auszubluten deine Schmerzen.
Herr und König, schau′ nach oben,
Wo Sie leuchtet gleich den Sternen,
Wo in Himmels weiten Fernen
Alle Heilige Sie loben.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Auf den Tod der Königin“ von Max von Schenkendorf, verfasst im Jahr 1810, ist eine elegische Trauerbekundung über den Tod einer Königin, die im Text als „Königsrose“ bezeichnet wird. Die Strophen sind durch einen festen Reimschema und einen erhabenen Ton gekennzeichnet, der die Trauer und den Verlust widerspiegelt. Der Autor stellt eine direkte Ansprache an die Verstorbene dar, indem er Fragen nach ihrem Schicksal stellt und die Tragik ihres Todes hervorhebt. Die verwendete Sprache ist pathetisch und verwendet Metaphern, um die Bedeutung des Ereignisses zu verdeutlichen.
Die ersten beiden Strophen drücken die Verzweiflung und das Ungläubigkeit über den Tod der Königin aus. Die rhetorischen Fragen, wie „Hat auch dich der Sturm getroffen?“ und „Sinkest du zum Schlummer nieder?“, verdeutlichen die Schockstarre und die tiefe Trauer, die Schenkendorf empfindet. Das Bild der Rose, die vom Sturm getroffen wird, symbolisiert die Zerstörung und den Verlust der Schönheit. Die Erwähnung von „hochgeweihte Glieder“ deutet auf eine Würdigung der Königin und ihrer Position hin, was die Tragweite des Verlustes für das Volk unterstreicht.
In den folgenden Strophen vollzieht sich ein Übergang von der reinen Trauer zur tröstenden Hoffnung und einem Anflug von Trost. Die Zeile „Ruhe labt am Quell der Wunden“ suggeriert, dass der Tod auch Erlösung und Frieden bringt. Der Aufruf an den „Gesang“ und die Aufforderung, „empor zu lichten Hallen“ zu schweben, symbolisieren die Hoffnung auf das ewige Leben und die Anwesenheit der Königin in einer himmlischen Sphäre. Der Dichter versucht, Trost für den „Gemahle“ und die „Völker“ zu finden, indem er sie auffordert, sich an die Erinnerung an die Königin zu klammern.
Die letzten Strophen verlagern den Fokus auf die Trostfindung und die Verklärung der Verstorbenen. Die Königin wird als „zum Martyrthum Erkorner“ bezeichnet, was ihren Tod idealisiert und ihre unschuldige Tragik betont. Der Autor bittet den König, seinen Blick nach oben zu richten, wo die Königin nun „gleich den Sternen leuchtet“ und von den „Heiligen“ gelobt wird. Damit wird das Gedicht zu einer feierlichen Huldigung, die den Schmerz in eine himmlische Hoffnung umwandelt und die Verstorbene in den Pantheon der Heiligen erhebt.
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Lizenz und Verwendung
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