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Andächtige Weihnachts-Gedanken

Von

Willkommen allerliebstes Kind
Du Herr der Potentaten!
O Glück! daß man dich jetzo findt.
Wo bist du hingeraten?
Du kömmst auf dieses Jammertal,
Verlässt den schönen Himmels-Saal,
Erwählst der Menschen Orden,
Und bist ein Kind geworden!

Jedoch ich wundre mich nicht mehr
Dass du den Thron verlassen,
Dass du die allergrößte Ehr,
Auf eine Zeit willst hassen,
Herr, deine Liebe hats gemacht,
Die hat dich auf die Welt gebracht,
Uns dadurch von den Ketten
Der Finsternis zu retten.

Allein, o Herr der ganzen Welt
Und aller Herrlichkeiten!
Wie hast du dich so sehr verstellt,
Legst allen Pracht zur Seiten;
Nimmst einen Stall zur Wohnung ein,
Wo Ochsen und wo Esel sein,
Du wilst anstatt der Wiegen,
In einer Krippe liegen.

Um meinetwillen bist du arm,
Und sehr gering erschienen;
Doch deine Kälte macht mich warm,
Du kömmst, nun mir zu dienen.
Dein Elend machet mich recht groß,
Erwirbet mir des Vaters Schoß:
Weil deine Niedrigkeiten,
Mir lauter Glück bereiten.

Wie? soll das Stroh dein Lager sein?
Lass dir den Tausch belieben,
Komm nimm davor mein Herze ein,
Ich hab es dir verschrieben.
Ach! schenke mir dein Angesicht,
Zieh ein, verschmäh mein Bitten nicht,
Bleib doch nicht draußen stehen;
Ich muß dich bei mir sehen.

Der Glaube soll die Windel sein,
Darein will ich dich winden,
Es soll der böse Heuchel-Schein
Sich nicht mit mir verbinden.
Nimm an mein Herz, bereit es zu,
ssAuf daß du deine sanfte Ruh
Darinnen mögest halten,
Und nur nach Willen schalten.

O Jesu! allerliebstes Kind,
Erhör mein herzlich Beten,
Gib, daß ich Gnade vor dir find,
Dein Geist wird mich vertreten.
Erhöre doch mein heises Flehn,
Und lass es alsobald geschehn,
So hab ich, was mir nützet,
Und vor den Tod beschützet.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Andächtige Weihnachts-Gedanken von Sidonia Hedwig Zäunemann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Andächtige Weihnachts-Gedanken“ von Sidonia Hedwig Zäunemann ist eine innige Huldigung und Anrufung des Jesuskindes anlässlich seiner Geburt. Es drückt die tiefe Verehrung der Autorin für die Demut und Selbstaufopferung Jesu aus, der vom Himmel auf die Erde gekommen ist, um die Menschheit zu erlösen. Das Gedicht ist in sechs Strophen gegliedert, wobei jede Strophe eine neue Facette der Bewunderung und der persönlichen Beziehung zum Christkind beleuchtet.

Die ersten beiden Strophen beginnen mit einer Begrüßung und einem Gefühl des Staunens über die Inkarnation Jesu. Die Dichterin ist erstaunt, dass Gottessohn den Himmel verlässt, um auf die Welt zu kommen und sich in einem Kind zu manifestieren. Sie hebt die Liebe Gottes hervor, die ihn dazu gebracht hat, diesen Schritt zu gehen, um die Menschen von der „Finsternis“ zu befreien. Die Autorin drückt ihre Dankbarkeit und ihr Verständnis für das Opfer Jesu aus, das durch seine Geburt einen Weg zur Erlösung eröffnet hat.

Die folgenden Strophen vertiefen das Bild der Demut Jesu. Er tauscht die Herrlichkeit des Himmels gegen einen Stall, die Pracht gegen Armut. In der vierten Strophe wird die persönliche Wirkung dieser Demut auf die Dichterin hervorgehoben. Sie fühlt sich durch Jesu‘ Elend „recht groß“ gemacht, da es ihr den Zugang zum „Vaters Schoß“ eröffnet. Dies zeigt ein tiefes Verständnis der christlichen Lehre von der Erlösung durch Jesu‘ Opfer. Es ist ein Gebet, sich Jesus hinzugeben, indem man ihm das eigene Herz anbietet.

Die letzten beiden Strophen sind geprägt von einem intensiven Wunsch nach Gemeinschaft mit Jesus. Die Dichterin möchte ihn in ihrem Herzen aufnehmen und ihn dort willkommen heißen. Sie bittet um seinen Geist, um ihn in ihren Glauben zu integrieren und von der Welt zu trennen. Der Glaube soll die „Windel“ sein, in die sie Jesus „winden“ möchte, um ihn vor allem Bösen zu schützen. Am Ende des Gedichts steht ein Gebet, das die Gnade erfleht, um durch Jesus und seinen Geist Schutz vor dem Tod zu finden. Die Gedichtform verstärkt die Emotionalität der Botschaft, die in dem Wunsch nach Erlösung und der engen Beziehung zu Gott in Gestalt des Jesuskindes gipfelt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.