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An Wilhelm von Scharnhorsts Geburtstage

Von

Koblenz, den 16. Januar 1816.

Wie wir uns hier gefunden
In diesem holden Thal,
So bleiben wir verbunden
In einem heil′gen Strahl.
Wir freuen uns der Flammen,
Die unsre Brust genährt,
Die Flammen alle stammen
Von einem großen Herd.

Wir grüßen dich in Treue,
Du treues Heldenkind,
Und bleiben ohne Reue
Dir immer wohlgesinnt.
Wolauf, mit frischem Herzen
Zeuch fröhlich durch die Welt;
Die Wehmuth und die Schmerzen
Beschleichen doch dein Zelt.

Nun hat ein Jahr begonnen,
Es fließe selig hin,
Die Leiden wie die Wonnen
Bereiten dir Gewinn.
Was alte Lieder singen,
Und manches liebe Bild,
Und was die Becher klingen,
Wird Alles noch erfüllt.

Laß uns die Blicke lenken
Hinauf zum Himmelsschloß,
Des Vaters laß uns denken,
Der gern sein Blut vergoß;
Denn weil in deinen Säften
Das Blut des Helden quillt,
Bist du so stark in Kräften
Und bist so fromm und mild.

O heil′ger, heil′ger Boden,
O theures Vaterland,
Wie selig ruhn die Todten
In deinem kühlen Sand;
Wie schallen helle Lieder
Durch deine Felder weit,
Wie sind die wackern Brüder
Zu kühner That bereit!

Den heute wir beschließen,
Der Bund soll stets gedeihn,
So lang die Mosel fließen
Wird in den grünen Rhein,
So lang noch Traubenhügel
Ein Hauptquartier erfreun,
Und unserm Geiste Flügel
Verleiht der edle Wein!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Wilhelm von Scharnhorsts Geburtstage von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Wilhelm von Scharnhorsts Geburtstage“ von Max von Schenkendorf ist eine Huldigung und ein Freundschaftsbekenntnis, geschrieben anlässlich des Geburtstages des preußischen Generals Wilhelm von Scharnhorst im Jahr 1816. Es ist durchdrungen von patriotischen und idealistischen Idealen, die im frühen 19. Jahrhundert, nach den Napoleonischen Kriegen, weit verbreitet waren. Schenkendorf feiert nicht nur den Geburtstag seines Freundes, sondern auch die Werte, für die Scharnhorst und die patriotische Bewegung standen: Treue, Einheit, Tapferkeit und das Bekenntnis zum Vaterland.

Die ersten Strophen betonen die Verbundenheit und Freundschaft des Kreises, der sich an diesem Tag versammelt hat. Die „Flammen“, die ihre Herzen nähren, stehen symbolisch für die gemeinsamen Ideale und das Streben nach Freiheit und einem geeinten Deutschland. Das Gedicht entwickelt sich zu einer Gratulation an Scharnhorst, indem es seine „Treue“ und „frisches Herz“ hervorhebt. Es schwingt der Wunsch mit, dass er trotz möglicher „Wehmuth und Schmerzen“ seinen Weg in der Welt gehen möge. Diese Verse lassen auf eine tiefe Verbundenheit mit dem Geehrten schließen und drücken den Wunsch nach einem erfüllten Leben aus, trotz der unvermeidlichen Hürden.

In den folgenden Strophen wird die Thematik erweitert und auf das Vaterland ausgedehnt. Die Zeilen über die „Leiden wie die Wonnen“ und die Erfüllung von Träumen aus „alten Liedern“ deuten auf einen Glauben an die Zukunft und die Verwirklichung von Idealen hin. Die Betonung der Opferbereitschaft des Vaters, die in den „Säften“ des Geehrten weiterlebt, unterstreicht das Erbe von Stärke, Frömmigkeit und Milde, das Scharnhorst verkörpert. Das Gedicht wird zu einer Ode an das Vaterland selbst, die den „heil’gen Boden“ und die im Tod vereinten Menschen feiert, untermalt von „hellen Liedern“ und der Bereitschaft zu „kühner That“.

Die abschließende Strophe beschwört die Ewigkeit der Freundschaft und die Beständigkeit der patriotischen Werte. Die fließende Mosel und der Rhein, sowie die Weinberge, die ein „Hauptquartier“ darstellen, symbolisieren die Heimat und die Freude am Leben. Der „edle Wein“, der dem Geist „Flügel verleiht“, steht für die Inspiration und den Enthusiasmus, der die Gemeinschaft beflügelt. Das Gedicht gipfelt in einem festen Bekenntnis zum Zusammenhalt und zum Glauben an eine glückliche Zukunft, in der die Ideale der Freundschaft, des Patriotismus und der Tapferkeit fortbestehen werden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.