Erdichte stets: man gönnt dir das Vergnügen.
Doch nur der Witz bringt der Erfindung Lob.
Du täuschest dich, statt andre zu betrügen.
Nimm Unterricht: dein Märchen ist zu grob;
Beehre mich mit einer feinern Lügen.
An Omphus
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An Omphus“ von Friedrich von Hagedorn ist eine humorvolle und satirische Kritik an einem Dichter, der offenbar von seinem Publikum nicht ernst genommen wird. Es ist ein Appell an Omphus, seine dichterischen Fähigkeiten zu verbessern, insbesondere in Bezug auf Originalität und Subtilität. Hagedorn nutzt eine ironische, fast freundschaftliche Ansprache, um die Mängel des anderen Dichters zu enthüllen.
Im ersten Vers wird Omphus aufgefordert, weiterhin Gedichte zu schreiben, wobei die Ironie bereits in der Formulierung liegt: „Erdichte stets: man gönnt dir das Vergnügen.“ Es wird hier angedeutet, dass Omphus‘ Gedichte vielleicht nicht sonderlich geschätzt werden, aber das Publikum ihm immerhin die Freude am Dichten gönnt. Der zweite Vers, „Doch nur der Witz bringt der Erfindung Lob,“ weist darauf hin, dass es an tatsächlicher Originalität und Esprit mangelt, um Anerkennung zu erlangen. Hagedorn unterstreicht damit die Bedeutung von geistreicher Gestaltung und innovativen Ideen in der Dichtkunst.
Die zentrale Aussage des Gedichts findet sich in der Mitte: „Du täuschest dich, statt andre zu betrügen.“ Hier wird Omphus‘ Mangel an literarischer Raffinesse angeprangert. Er täuscht sich selbst über die Qualität seiner Arbeit, anstatt andere zu überzeugen oder zu täuschen. Dies impliziert, dass die Gedichte von Omphus schlicht und ungeschickt sind, ohne die Feinheit und Täuschungskunst, die für einen wirklich überzeugenden Text erforderlich wären. Die folgenden Verse verstärken diese Kritik: „Nimm Unterricht: dein Märchen ist zu grob; / Beehre mich mit einer feinern Lügen.“
Die letzten beiden Zeilen enthalten die Kernbotschaft und sind von besonderer Ironie geprägt. Hagedorn fordert Omphus auf, seine Arbeit zu verfeinern, was impliziert, dass sie bisher zu simpel und plump war. Der Ausdruck „feinern Lügen“ ist hierbei besonders aufschlussreich. Er deutet darauf hin, dass die Kunst des Dichtens auch die Fähigkeit zur Täuschung und Fiktion beinhaltet, aber in einer Weise, die elegant und ansprechend ist. Es ist eine Aufforderung an Omphus, seine Techniken zu verbessern, um seine Leser nicht durch grobe Unwahrheiten, sondern durch raffinierte literarische Mittel zu fesseln. Das Gedicht ist somit eine spielerische, aber deutliche Kritik an einem Dichter, der die Kunst des Schreibens noch erlernen muss.
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Lizenz und Verwendung
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