Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

An Melint

Von

Du willst, ich soll jetzt mit Cecil,
Dem feinen Mann, Bekanntschaft machen.
Du rühmest ihn: er spricht nicht viel,
Hält Ordnung in den kleinsten Sachen,
Liebt Häuslichkeit und flieht das Spiel.
Er sagt recht höflich, was er meint;
Er wird nicht, durch den Umgang, kühner.
Wie sehr ist er dem Weine feind!
Melint, so lob ich einen Diener,
So lob ich niemals einen Freund.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An Melint von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Melint“ von Friedrich von Hagedorn ist eine humorvolle und pointierte Kritik an einem als eintönig und langweilig empfundenen Charakter, hier verkörpert durch den als „fein“ bezeichneten Mann Cecil. Das Gedicht ist als Brief an Melint verfasst, in dem der Dichter die Empfehlung ablehnt, sich mit Cecil anzufreunden. Die Art und Weise, wie die Eigenschaften Cecils aufgezählt und kommentiert werden, lässt eine gewisse Ironie und Distanz zur vermeintlichen Perfektion des Mannes erkennen.

Die ersten fünf Zeilen beschreiben Cecil und seine Tugenden: Sparsamkeit, Häuslichkeit, Ordnungsliebe und Zurückhaltung. Diese Eigenschaften, die in der bürgerlichen Gesellschaft als erstrebenswert galten, werden hier jedoch nicht uneingeschränkt gelobt. Vielmehr deutet die Art und Weise, wie sie aufgezählt werden, auf eine gewisse Langeweile und Monotonie hin. Besonders deutlich wird dies in der Feststellung, dass Cecil „nicht viel spricht“ und „durch den Umgang“ nicht „kühner“ wird. Dies suggeriert eine mangelnde Lebendigkeit und Spontaneität, die der Dichter in einem Freund vermissen würde.

Der Wendepunkt des Gedichts liegt in der Betonung der Abneigung Cecils gegen Wein. Hier wird ein Gegenpol zu den zuvor aufgezählten Eigenschaften gesetzt. Die Ablehnung des Weines steht symbolisch für die Ablehnung von Genuss, Geselligkeit und Lebensfreude. Der Dichter positioniert sich eindeutig gegen diese Enthaltsamkeit. Er bekennt sich zur Lebenslust und zur Freiheit, die er mit einem Freund verbindet.

Der Schlussvers „Melint, so lob ich einen Diener, / So lob ich niemals einen Freund“ bringt die Botschaft des Gedichts auf den Punkt. Cecil wird nicht als Freund, sondern als Diener gesehen, der gehorcht und sich unterordnet. Das Gedicht ist somit eine subtile, aber deutliche Ablehnung der bürgerlichen Tugenden, die durch einen Mangel an Lebensfreude und Leidenschaft gekennzeichnet sind. Hagedorn plädiert stattdessen für einen Freund, der lebendig, geistreich und vielleicht auch ein wenig unkonventionell ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.