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An die Tauben

Von

Im Spätjahr 1815 aus Koblenz.

Fliegt nur aus, geliebte Tauben!
Euch als Boten send′ ich hin;
Sagt ihr, und sie wird euch glauben,
Daß ich krank vor Liebe bin.

Ihr könnt fliegen, ihr könnt eilen,
Tauben, froh bergab und an;
Ich muß in der Fremde weilen,
Ewig ein gequälter Mann.

Auch mein Brieflein soll noch gehen
Heut zu ihr, mein Liebesgruß,
Soll sie suchen auf den Höhen,
An dem schönen grünen Fluß.

Wird sie von den Bergen steigen
Endlich in das Niederland?
Wird sich mir die Sonne zeigen,
Die zu lange schon verschwand?

Vögel, Briefe, Liebesboten,
Lied und Seufzer, sagt ihr′s hell:
Suche ihn im Reich der Todten,
Liebchen, oder komme schnell!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Tauben von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Tauben“ von Max von Schenkendorf ist ein Ausdruck tiefer Sehnsucht und Verzweiflung eines Liebenden, der durch die Distanz von seiner Geliebten getrennt ist. Es spiegelt die romantische Tradition wider, in der die Natur als Vermittler und Spiegel der menschlichen Emotionen dient. Die Wahl der Tauben als Boten unterstreicht die Unschuld und Reinheit der Liebe sowie die Hoffnung auf eine baldige Wiedervereinigung. Der Dichter bittet die Tauben, die Botschaft seiner Liebe zu überbringen und seine Gefühle von Krankheit und Qual auszudrücken.

Die Struktur des Gedichts, gegliedert in vier Strophen mit jeweils vier Versen, ist klar und einfach, was die Dringlichkeit und Aufrichtigkeit der Botschaft verstärkt. Die erste Strophe etabliert das zentrale Motiv der Tauben als Boten und die zentrale Aussage, dass der Dichter vor Liebe krank ist. Die zweite Strophe betont die Beschränkung des Dichters, der in der Fremde weilen muss, im Gegensatz zur Freiheit der Tauben. Hier wird die Ungleichheit der Situation und das Gefühl der Isolation des Dichters deutlich.

Die dritte Strophe erweitert die Botschaft durch einen Brief, der zusätzlich geschickt wird. Die detailreiche Beschreibung des Ortes, an dem die Geliebte gesucht werden soll, deutet auf eine reale Landschaft hin, wodurch die Sehnsucht des Dichters weiter konkretisiert wird. Die Fragen in der vierten Strophe, die sowohl von Hoffnung als auch von Verzweiflung geprägt sind, zeigen die Ungewissheit der Beziehung und die Möglichkeit einer Trennung. Die letzten beiden Verse sind besonders eindrücklich, da sie die Optionen der Geliebten aufzeigen: entweder sie soll in das Reich der Toten gehen oder eilig zurückkehren.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, mit klaren Bildern und Metaphern, die die Gefühle des Dichters lebendig werden lassen. Die Verwendung des Wortes „krank“ für die Liebe deutet auf die intensive Natur der Gefühle und die emotionale Belastung, die die Trennung verursacht. Die Tauben, Briefe, Lieder und Seufzer werden als Boten der Liebe eingesetzt, was die traditionellen romantischen Konventionen des Gedichts unterstreicht. Insgesamt ist das Gedicht ein ergreifender Ausdruck von Sehnsucht, Hoffnung und Verzweiflung, der die tiefen emotionalen Auswirkungen der Liebe und Trennung in der Romantik widerspiegelt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.