Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

An den König von Preußen

Von

Einst hat ein beßrer Mann gewagt,
Mit seinem Lied vor dich zu treten;
Du kennst ihn, der so unverzagt
Die Tyrannei bei dir verklagt
Und dich um deinen Schutz gebeten;
Um Schutz für jenes arme Land,
Das blutend vor dem Himmel stand
Und keine, keine Hilfe fand,
Als die Verzweiflung der Poeten.

O lebt′ er noch, er würde heut
Dich aus dem süßen Schlummer stören,
Ob alle Welt dir Weihrauch streut
Und jeden Siegerkranz dir beut,
Sein stolzes Herz würd′ sich empören.
Er spräch′ dem falschen Jubel Hohn
Und nahte zornig deinem Thron;
Tot ist der Vater, und der Sohn,
Der Mächtige, er müßt′ ihn hören.

Doch Platen schläft am fernen Meer,
Und Polen ist durch uns verloren;
In Ehrfurcht tret′ ich zu dir her,
Wirf nach dem Dichter nicht den Speer,
Weil eine Hütte ihn geboren,
Weil er vor dir, dem Fürst, den Mut
Zu flehn hat für dein eigen Gut,
Zu flehen für dein eigen Blut,
Fürs deutsche Volk, dem du geschworen!

Sieh, wie die Jugend sich verzehrt
In Gluten eines Meleager,
Wie sie nach Kampf und Tat begehrt –
O drück′ in ihre Hand ein Schwert,
Führ′ aus den Städten sie ins Lager!
Und frage nicht, wo Feinde sind;
Die Feinde kommen mit dem Wind:
Behüt′ uns vor dem Frankenkind
Und vor dem Zaren, deinem Schwager!

Die Sehnsucht Deutschlands steht nach dir,
Fest, wie nach Norden blickt die Nadel;
O Fürst, entfalte dein Panier;
Noch ist es Zeit, noch folgen wir,
Noch soll verstummen jeder Tadel!
Fürwahr, fürwahr, du tust nicht recht,
Wenn du ein moderndes Geschlecht,
Wenn du zu Würden hebst den Knecht;
Nur wer ein Adler, sei von Adel!

Laß, was den Würmern längst verfiel,
In Frieden bei den Würmern liegen;
Dir ward ein weiter, höher Ziel,
Dir ward ein schöner Ritterspiel,
Als krumme Lanzen grad′ zu biegen.
Sei in des Herren Hand ein Blitz,
Schlag in der Feinde schnöden Witz,
Schon tagt ein neues Austerlitz,
Mögst du in seiner Sonne siegen!

Das ratlos auseinander irrt,
Mein Volk soll dir entgegenflammen;
Steh auf und sprich: »Ich bin der Hirt,
Der eine Hirt, der eine Wirt,
Und Herz und Haupt, sie sind beisammen!«
Das West und Ost, das Nord und Süd –
Wir sind der vielen Worte müd;
Du weißt, wonach der Deutsche glüht, –
Wirst du auch lächeln und verdammen ?

Der Fischer Petrus breitet aus
Aufs neue seine falschen Netze;
Wohlan, beginn mit ihm den Strauß,
Damit nicht einst im deutschen Haus
Noch gelten römische Gesetze!
Bei jenem großen Friedrich! nein,
Das soll doch nun und nimmer sein.
Dem Pfaffen bleibe nicht der Stein,
An dem er seine Dolche wetze.

Noch ist es Zeit, noch kannst du stehn
Dem hohen Ahnen an der Seite,
Noch kannst du treue Herzen sehn,
Die gern mit dir zum Tode gehn,
Zum Tod und Sieg im heil′gen Streite.
Du bist der Stern, auf den man schaut,
Der letzte Fürst, auf den man baut;
O eil′ dich! eh′ der Morgen graut,
Sind schon die Freunde in der Weite.

Nun schweig, du ehernes Gedicht!
Des Fürsten Mund wird bitter schmollen.
Ich weiß, man hört die Sänger nicht,
Man stellt die Freien vor Gericht
Und wirft sie in die Schar der Tollen.
Gleichviel – wie er auch immer schmollt,
Ich hab′ getan, was ich gesollt;
Und wer, wie ich, mit Gott gegrollt,
Darf auch mit einem König grollen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An den König von Preußen von Georg Herwegh

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den König von Preußen“ von Georg Herwegh ist ein leidenschaftlicher Appell an den preußischen König, in dem der Dichter politische Missstände anprangert und zum Handeln auffordert. Es ist ein Aufruf zur Einigkeit, zum Krieg gegen äußere Feinde und zur Erneuerung des deutschen Volkes. Die zentrale Aussage des Gedichts ist die Kritik an der Untätigkeit des Königs und die Forderung nach einer aktiven Politik, die das deutsche Volk aus seiner Misere befreit.

Herwegh beginnt mit einer Anspielung auf einen früheren Dichter (vermutlich Heinrich Heine), der dem König bereits kritisch gegenübertrat und dann die Hoffnung ausdrückt, dass dieser frühere Dichter, wäre er noch am Leben, den König zur Rede stellen würde. Der Dichter selbst wendet sich nun dem König zu, um ihn zu ermahnen und zu ermahnen, die Gunst der Stunde zu nutzen. Er kritisiert die Untätigkeit des Königs angesichts der politischen Wirren und fordert ihn auf, die Jugend in den Krieg zu führen und die Feinde des deutschen Volkes zu bekämpfen. Dabei werden insbesondere Frankreich und Russland als Bedrohungen genannt, wobei der Zar als Schwager des Königs erwähnt wird.

Die Sprache des Gedichts ist pathetisch und voller rhetorischer Figuren, die die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit des Anliegens unterstreichen. Herwegh verwendet Bilder von Kampf, Krieg und Erneuerung, um die Leser zu mobilisieren und den König zu einem entschlossenen Handeln zu bewegen. Er beschwört die Sehnsucht des deutschen Volkes nach Einheit und Stärke und mahnt den König, seine historische Rolle zu erfüllen. Der Dichter betont die Notwendigkeit, die Einheit des Volkes zu stärken und sich von äußeren Einflüssen zu befreien, um eine glänzende Zukunft zu sichern.

In den letzten Strophen drückt Herwegh seinen Zorn über die Missachtung der Dichter durch den König aus und kündigt an, dass er trotz der drohenden Repression seine Pflicht getan hat. Er bekräftigt seinen Glauben an die Wahrheit und die Notwendigkeit, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn dies den Zorn des Königs oder die Ablehnung der Öffentlichkeit nach sich zieht. Das Gedicht endet mit einer selbstbewussten Note, die die Unabhängigkeit und den Mut des Dichters unterstreicht, der sich auch mit dem König anzulegen wagt. Die Betonung liegt auf der moralischen Verpflichtung, das Richtige zu tun.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.