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An den Freiherrn von ***

Von

Der, unverführt von Freuden und von Sorgen,
Nie herzlich weinet oder lacht;
Der, jede Nacht und jeden Morgen,
Ohn′ alle Träume schläft; nur, wann er soll, erwacht;
Der, gleich entfernt von Witz und Unverstande,
Sich nicht versteigt, auch nicht versteigen kann:
Trifft man in dem den größten Geist nicht an;
So ist er doch vielleicht der Glücklichste im Lande.

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Gedicht: An den Freiherrn von *** von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Freiherrn von ***“ von Friedrich von Hagedorn ist eine pointierte Betrachtung über das Wesen des Glücks und die Frage, wie es erreicht werden kann. Es zeichnet das Porträt einer Person, die sich durch emotionale Ausgeglichenheit und ein Leben in ruhiger Besonnenheit auszeichnet. Die ersten Zeilen beschreiben jemanden, der unberührt von äußeren Einflüssen wie Freude und Leid bleibt. Dies deutet auf eine innere Distanz, eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Turbulenzen des Lebens hin.

Die zentrale Aussage des Gedichts liegt in der Gegenüberstellung von „größtem Geist“ und „Glücklichste[m] im Lande“. Hagedorn stellt die Frage, ob eine hohe Geisteskraft und ein tiefes Erleben der Welt, wie sie oft mit intellektueller Größe assoziiert werden, notwendigerweise mit Glück einhergehen. Die Antwort ist implizit, indem der „unverführte“ Charakter als potenziell glücklicher Mensch dargestellt wird. Dies unterstreicht die Idee, dass ein Leben in Balance, frei von Extremen und übermäßiger Leidenschaft, eine solide Grundlage für Zufriedenheit bilden kann.

Hagedorns Stil ist geprägt von Klarheit und Präzision. Die Sprache ist einfach und direkt, was die zugrundeliegende philosophische Aussage zugänglicher macht. Die Verwendung von Gegensatzpaaren wie „Freuden und von Sorgen“ oder „Witz und Unverstande“ unterstreicht die Balance, die der Dichter als Schlüssel zum Glück hervorhebt. Die Bildsprache ist zurückhaltend, was den Fokus auf die gedankliche Auseinandersetzung lenkt, anstatt von äußeren Bildern abzulenken.

Das Gedicht kann als eine Kritik an übertriebenen Ambitionen und dem Streben nach Ruhm und Anerkennung verstanden werden. Es legt nahe, dass das Glück nicht in der Erschließung der Welt und dem Erkennen der Wahrheit liegt, sondern in der Fähigkeit, ein ruhiges und bescheidenes Leben zu führen, ohne sich von den Extremen der Welt überwältigen zu lassen. Die finale Zeile, die die Möglichkeit des Glücks für den beschriebenen Charakter andeutet, lässt dem Leser die Freiheit, über die Definition von Glück und dessen Beziehung zum Leben nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.