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An das Haus Habsburg

Von

1814.

Hohenstaufen und Ottone
Zogen gen Italia,
Der Lombarden ehrne Krone
Blendete die Deutschen da.

Und ihr hohes Recht erwiesen
Schien seit grauer Väter Zeit:
Hatten doch des Nordens Riesen
Kühn die alte Welt befreit.

Hatte Karol doch geschlagen
Desiderius in der Schlacht,
Und den Kaiserschmuck getragen,
Zeichen seiner höchsten Macht.

Brachte doch in Schönheit blühend
Jene Länder Adelheid
Ihrem Otto zu, der glühend
Um so hohen Schatz gefreit.

Aber ach, auf jenen Zügen
Brach der alte keusche Muth,
In den Schlachten, in den Siegen
Floß das reinste deutsche Blut.

Deutschlands hohe Namen starben
In den langen Fehden aus,
Wo wir unsre Kraft verdarben,
Zeigt noch manches wüste Haus.

Und noch immer zieht ein Sehnen
Uns nach jenen Fluren hin,
An des Südens weichen Tönen
Schmilzt noch stets der strenge Sinn.

Fliehst auch du der Väter Segen,
Habsburg, altes Kaiserhaus?
Wendest dich nach fremden Wegen,
In die Ferne dich hinaus?

Herrsche denn, du deutsches Wesen,
Stamm, den Jeder liebend nennt.
Von den freien Milanesen
Herrsche bis gen Benevent.

Aber wo du ausgegangen,
Meide nicht die deutsche Flur,
Tausend Herzen schaun mit Bangen
Auf den Bergen deine Spur.

Wo die Aar des Goldes Wellen
Liebend in den Rhein ergießt,
Wo der Donau junge Quellen
Treues Schwabenvolk begrüßt,

Wo der Schwarzwald jetzt so finster
Unser schönes Erbe schirmt,
Wo den Riesenbau, das Münster,
Einst ein Habsburg aufgethürmt.

Wo einst Rudolphs Haus gestanden,
Ruft dir alles liebend zu:
Hier im Haupt von deutschen Landen,
Deutscher Stamm, hier herrsche du.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An das Haus Habsburg von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An das Haus Habsburg“ von Max von Schenkendorf ist eine patriotische Ode, die sich mit der Geschichte des Hauses Habsburg und seiner Rolle im Deutschen Reich auseinandersetzt, wobei es eine klare Botschaft von Mahnung und Hoffnung transportiert. Es zeichnet ein ambivalentes Bild der Habsburgischen Herrschaft, indem es sowohl die glorreichen Errungenschaften als auch die Gefahren der Ausrichtung auf Italien und den Süden hervorhebt.

Der Dichter beginnt mit einer Rückblende in die Vergangenheit, in der die Habsburger und ihre Vorgänger, die Hohenstaufen und Ottone, nach Italien zogen und sich von der Pracht der Lombardei blenden ließen. Schenkendorf hebt die historische Bedeutung der deutschen Herrscher hervor, die einst durch Eroberungen und die Befreiung der alten Welt ihren Ruhm erlangten. Er erinnert an Karl den Großen und seine Erfolge sowie an die Vermählung Ottos mit Adelheid, wodurch Italien in den Herrschaftsbereich der Deutschen gelangte. Durch die Betonung der Vergangenheit evoziert der Autor eine Zeit des Glanzes, in der die Habsburger eine zentrale Rolle spielten. Allerdings wird bereits in den ersten Strophen eine Warnung angedeutet, da das Streben nach Macht und Reichtum im Süden auch den Verlust des „alten keuschen Mutes“ und das Vergießen „rein deutschen Blutes“ nach sich zog.

In der zweiten Hälfte des Gedichts verschiebt sich der Fokus von der Vergangenheit auf die Gegenwart und eine mögliche Zukunft. Schenkendorf beklagt den Verlust deutscher Identität und die Zerstörung durch interne Konflikte. Er weist auf das „Sehnen“ nach dem Süden hin, das den „strengen Sinn“ der Deutschen erweicht. Die eigentliche Mahnung an das Haus Habsburg beginnt in der siebten Strophe, in der der Dichter die Frage aufwirft, ob die Habsburger den „Väter Segen“ verlassen und sich in „fremde Wege“ begeben. Er drückt die Hoffnung aus, dass die Habsburger zu ihren deutschen Wurzeln zurückkehren und in ihrem eigenen Land regieren, vom Norden bis zum Süden Deutschlands.

Das Gedicht appelliert an das deutsche Nationalgefühl und die Erinnerung an gemeinsame Geschichte und Kultur. Schenkendorf beschwört Bilder von deutschen Landschaften wie dem Rhein, der Donau, dem Schwarzwald und dem Münster, um eine tiefere Verbundenheit mit dem deutschen Volk und dessen Erbe zu erzeugen. Er fordert die Habsburger auf, in der „deutschen Flur“ zu herrschen und ihre Macht über das gesamte Gebiet auszuweiten. Das wiederholte „Herrsche“ in den letzten Strophen ist ein eindringlicher Appell, der die zentrale Botschaft des Gedichts verstärkt: Die Habsburger sollen ihre Rolle als deutsche Herrscher annehmen und sich auf die Interessen Deutschlands konzentrieren.

Insgesamt ist „An das Haus Habsburg“ ein patriotisches Gedicht, das die Vergangenheit feiert, die Gefahren des Ausflugs nach Italien hervorhebt und gleichzeitig eine Mahnung und einen Aufruf zur Rückbesinnung auf die deutschen Wurzeln ausspricht. Es spiegelt die politische Situation und die nationalistischen Bestrebungen seiner Zeit wider, wobei es die Habsburger als wichtige Akteure im deutschen Kontext adressiert und sie dazu auffordert, ihre Verantwortung für das deutsche Volk wahrzunehmen und zu stärken.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.