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An Celsus, einen jungen anacreontischen Dichter

Von

Erheb′ und zeige dich dem deutschen Vaterlande!
Doch, sollen jetzt noch Kuß und Wein
Der Inhalt deiner Töne sein,
So singe beider Lob nicht zu der Sitten Schande!
Wie dir Anacreon gefällt,
So heiße stets der klugen Welt
Ein Weiser, wie er hieß, in jeglichem Verstande!
Auch folg′ einst einem Rath, der weder eilt noch irrt,
Sei nicht der Grille gleich, die bis zum Tode schwirrt!

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Gedicht: An Celsus, einen jungen anacreontischen Dichter von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An Celsus, einen jungen anacreontischen Dichter“ von Friedrich von Hagedorn ist eine Ermahnung an einen jungen Dichter namens Celsus, der in der Tradition des griechischen Dichters Anakreon schreibt. Das Gedicht drückt die Hoffnung des Autors aus, dass Celsus sein Talent im Sinne der Aufklärung und der Tugend einsetzen möge, anstatt sich ausschließlich dem Lob von Wein und Küssen zu widmen. Es ist also nicht nur ein Loblied auf die Dichtkunst, sondern auch eine Mahnung an moralisches Verantwortungsbewusstsein.

Die erste Strophe fordert Celsus auf, sich dem „deutschen Vaterlande“ zu zeigen, also seine Fähigkeiten für das deutsche Publikum zu nutzen. Gleichzeitig wird er jedoch vor einer Verflachung der Inhalte gewarnt. Die Betonung liegt darauf, dass er seine Kunst nicht nutzen soll, um lediglich Wein und Küsse zu preisen, da dies zu „Sitten Schande“ führen könnte. Dies deutet darauf hin, dass Hagedorn Wert auf eine ethische Dimension in der Kunst legt und die Gefahr sieht, wenn die Dichtkunst ausschließlich der Unterhaltung dient und moralische Grenzen ignoriert.

In der zweiten Strophe wird die Verbindung zu Anakreon hergestellt, jedoch mit einem Appell, nicht nur dessen Themen, sondern auch dessen „kluge Welt“ und Weisheit nachzuahmen. Die Zeile „So heiße stets der klugen Welt / Ein Weiser, wie er hieß, in jeglichem Verstande!“ unterstreicht die Forderung nach intellektueller und moralischer Verantwortung. Hagedorn wünscht sich, dass Celsus nicht nur die Form und Themen Anakreons übernimmt, sondern auch dessen Weisheit, was auf eine bewusste Auseinandersetzung mit der Welt und ihren Werten hindeutet.

Die abschließende Zeile „Sei nicht der Grille gleich, die bis zum Tode schwirrt!“ beinhaltet eine Warnung. Die Grille steht hier symbolisch für jemanden, der sich von kurzlebigen Freuden und dem Genuss verblenden lässt, ohne die langfristigen Konsequenzen zu bedenken. Hagedorn mahnt Celsus, nicht dem gleichen Schicksal zu erliegen und sein Talent sinnvoll einzusetzen, um nicht in sinnloses Schwärmen zu verfallen. Die gesamte Botschaft des Gedichts ist somit ein Aufruf zu Tugend, Weisheit und Verantwortung in der Kunst, die sich über die bloße Unterhaltung erheben soll.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.