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Als der Prinz von Brasilien Europa verließ

Von

Ein frischer Wind mag deine Segel schwellen,
Du wackrer frommer Held!
Dich tragen stolz die leichten Wellen
Nach deiner neuen Welt.

Schon hebt sie sich in Werdetags-Entzücken
Aus freiem Ocean,
Wie sie einst lag vor Colons Blicken
Und in Las Casas Plan.

So zog Aeneas aus mit seinen Göttern
Und baut′ am Tiberstrom,
Zum Trutz den Feinden und den Spöttern,
Dein Haus, o Fürstin Rom.

So flohn der Weisen und der Künstler Schaaren
Einst aus dem Orient,
Verscheucht von Lanzen der Barbaren
Zum sanften Occident.

Ein Priester rettest du den Sonnenfunken,
Der hier schon halb verglüht,
Daß er, von Lebenslüften trunken,
Dort neue Flammen sprüht.

Ach! Kraft und Weisheit sind aus unsern Landen
Zum Plata hingeflohn,
Und statt der Alpen wählt die Anden
Die Freiheit sich zum Thron.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Als der Prinz von Brasilien Europa verließ von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Als der Prinz von Brasilien Europa verließ“ von Max von Schenkendorf ist eine elegische Ode, die den Abschied eines Prinzen aus Europa und dessen Aufbruch in die Neue Welt, möglicherweise nach Brasilien, reflektiert. Die Verse sind von einem Gefühl des Bedauerns und der Sehnsucht nach dem Verlust von kulturellen Werten und menschlicher Exzellenz geprägt, die mit dem Wegzug des Prinzen verbunden sind. Die Sprache ist gehoben und pathetisch, typisch für die romantische Epoche, in der Schenkendorf lebte, und vermittelt eine Atmosphäre von feierlichem Abschied und Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der Ferne.

Das Gedicht bedient sich verschiedener historischer und mythologischer Vergleiche, um die Bedeutung des Ereignisses zu unterstreichen. Der Dichter vergleicht den Prinzen mit Aeneas, der aus Troja floh und Rom gründete, was auf eine ähnliche Gründungs- oder Erneuerungsabsicht in der Neuen Welt hindeutet. Auch wird auf die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus angespielt, was die Reise des Prinzen mit einem bedeutenden historischen Moment verbindet. Darüber hinaus wird die Flucht von Künstlern und Gelehrten aus dem Orient in den Westen in Parallele zum Wegzug des Prinzen gesetzt, was auf einen Verlust von kulturellen Werten in Europa und deren potenzielle Wiedergeburt in der neuen Heimat des Prinzen verweist.

Die zentralen Motive des Gedichts sind die Hoffnung und der Verlust. Der „frische Wind“, der die Segel des Prinzen schwellt, symbolisiert Aufbruch und Neubeginn. Gleichzeitig ist ein tieferer Unterton des Bedauerns spürbar, da der Dichter die „Kraft und Weisheit“ aus Europa in Richtung Südamerika entfliehen sieht. Die Formulierung, dass „die Freiheit sich zum Thron“ in den Anden wählt, deutet auf eine mögliche Flucht vor politischer oder gesellschaftlicher Unterdrückung hin, was die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der Neuen Welt noch verstärkt, aber auch die Verzweiflung über den Verlust der Ideale in Europa offenbart.

Der letzte Teil des Gedichts ist besonders bezeichnend. Die Zeile „Ein Priester rettest du den Sonnenfunken“ deutet darauf hin, dass der Prinz eine wichtige kulturelle oder geistige Rolle spielt und einen Funken des Lebens in die neue Welt transportiert. Diese Metapher unterstreicht die Bedeutung der Reise als eine Art Rettungsmission, bei der Wissen, Kunst und Werte vor dem Verfall in Europa bewahrt und in einer neuen Umgebung kultiviert werden. Das Gedicht ist somit eine Reflexion über die Natur von Verlust und Hoffnung sowie über die Rolle von Individuen und Kulturen in Zeiten des Wandels.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.