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Allgemeines Wandern

Von

Vom Grund bis zu den Gipfeln,
Soweit man sehen kann,
Jetzt blühts in allen Wipfeln,
Nun geht das Wandern an:

Die Quellen von den Klüften,
Die Ström auf grünem Plan,
Die Lerchen hoch in Lüften,
Der Dichter frisch voran.

Und die im Tal verderben
In trüber Sorgen Haft,
Er möcht sie alle werben
Zu dieser Wanderschaft.

Und von den Bergen nieder
Erschallt sein Lied ins Tal,
Und die zerstreuten Brüder
Faßt Heimweh allzumal.

Da wird die Welt so munter
Und nimmt die Reiseschuh,
Sein Liebchen mitten drunter
Die nickt ihm heimlich zu.

Und über Felsenwände
Und auf dem grünen Plan
Das wirrt und jauchzt ohn Ende –
Nun geht das Wandern an!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Allgemeines Wandern von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Allgemeines Wandern“ von Joseph von Eichendorff zelebriert die Freude am Wandern und die befreiende Kraft der Natur. Es entwirft ein Bild, in dem sich die gesamte Natur, von den Quellen bis zu den Lerchen, auf den Weg macht, was eine universelle Bewegung und Aufbruchsstimmung suggeriert. Die frische, unbeschwerte Atmosphäre wird durch die Beschreibung blühender Wipfel und die Zeile „Nun geht das Wandern an!“ unterstrichen, die wie ein freudiger Ausruf immer wiederkehrt und das Gedicht rahmt.

Das Gedicht erweitert die Vorstellung des Wanderns von einer bloßen Bewegung zu einem Zustand der Freiheit und des sozialen Zusammenhalts. Der Dichter wird zur treibenden Kraft, der „frisch voran“ geht und die Menschen in den Tälern, die in „trüber Sorgen Haft“ gefangen sind, zur Teilnahme an dieser Wanderung einlädt. Dieses Motiv der Befreiung und der Hoffnung spiegelt die romantische Sehnsucht nach einer harmonischen Verbindung mit der Natur und dem Streben nach Freiheit wider, die in Eichendorffs Werk oft thematisiert wird. Die Vorstellung des Dichters als Wegbereiter, der seine „zerstreuten Brüder“ durch sein Lied eint, unterstreicht die verbindende Kraft der Kunst.

Die zentrale Idee des Gedichts ist die ergreifende Kraft des Heimwehs, das durch das Lied des Dichters ausgelöst wird. Dieses Heimweh wird als universelles Gefühl dargestellt, das alle erfasst und die Menschen dazu bewegt, sich auf den Weg zu machen. Das Gedicht kulminiert in der fröhlichen Auflösung, wenn die Welt „munter“ wird und sich auf die Reise vorbereitet. Die Anwesenheit des Liebchens, das dem Dichter „heimlich zu“ nickt, verleiht der Wanderung eine persönliche Note und deutet auf eine romantische Dimension des Aufbruchs hin.

Die wiederholte Phrase „Nun geht das Wandern an!“ verstärkt den lebendigen, freudigen Ton des Gedichts und dient als ein fröhliches Aufbruchssignal. Die Natur wird durch die Beschreibung von Quellen, Strömen und Lerchen zum Begleiter der Wanderer. Die einfachen, klaren Bilder und der reiche Reim unterstreichen die Einfachheit und Unbeschwertheit, mit der Eichendorff die Freude am Wandern und die erlösende Wirkung der Natur vermittelt. Das Gedicht wird so zu einer Ode an die Freiheit, die Naturverbundenheit und die Sehnsucht nach Harmonie.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.