Chaos, Emotionen & Gefühle, Feiern, Frieden, Gedanken, Gemeinfrei, Glaube & Spiritualität, Hoffnung, Metaphysik & Traumwelten, Natur, Universum, Unschuld, Veränderung, Zusammenhalt
Musik des Kämpfers
Von Stern zu Stern
Wie an schwankenden Ringen
Sausen wir durch die Welt.
Vom Dunkel zur Freundschaft,
Von Freundschaft zur schaffenden Einsamkeit schwingen
Wir uns durch die Erde.
Aber das steigt nicht
Vom Seufzen zum Singen:
Dahinter winkt wieder Finsternis und wieder Licht.
Wie Sturm, Blitz und Fluss
Miteinander verschlingen
Sich ewig in uns, ewig zugleich:
Dunkles Tasten an der Wahrheit Wand,
Feuriger Freundschaft Weltdurchdringen,
Zeugung der Wahrheit und Welt aus uns!
Drei Gewalten, die die um jedes
Kämpfers Seele miteinander ringen,
Heben ihn nur himmlisch über sich empor!
Schöpfung kreist
Aus ihrem An-einander-klingen:
Aus Musik des Kämpfers wächst rings Gottes Geist.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht Musik des Kämpfers von Alfred Wolfenstein thematisiert den inneren Konflikt und die schöpferische Kraft des Menschen, insbesondere des „Kämpfers“, der sich in einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen Dunkelheit und Licht, Einsamkeit und Freundschaft, Wahrheit und Zweifel befindet. Wolfenstein zeichnet das Bild eines existenziellen Weges, der nicht geradlinig, sondern von Gegensätzen geprägt ist, und dennoch zu einer höheren geistigen Erkenntnis führt.
Bereits in den ersten beiden Strophen wird die Bewegung des Menschen als ein Schwingen „von Stern zu Stern“ und „durch die Erde“ beschrieben. Diese Reise ist nicht rein physisch, sondern symbolisiert einen seelischen und geistigen Prozess: vom „Dunkel zur Freundschaft“, weiter zur „schaffenden Einsamkeit“. Es geht also um eine Entwicklung, bei der Nähe und Gemeinschaft ebenso wichtig sind wie das Alleinsein als Voraussetzung für schöpferisches Tun. Diese Bewegung bleibt jedoch offen – das „Seufzen“ erhebt sich nicht endgültig zum „Singen“, sondern endet wieder in einem Wechselspiel von „Finsternis und wieder Licht“.
In der dritten und vierten Strophe beschreibt Wolfenstein die innere Dynamik dieses Kämpfers als ein ständiges Ineinander von Naturgewalten – „Sturm, Blitz und Fluss“ – die sich im Menschen widerspiegeln. Der Mensch tastet im Dunkeln nach Wahrheit, erlebt zugleich aber auch die „feurige Freundschaft“, also eine intensive Verbindung mit der Welt. Aus dieser Spannung heraus entsteht eine schöpferische Kraft: „Zeugung der Wahrheit und Welt aus uns!“ Das Individuum wird somit nicht als passiver Teil der Welt verstanden, sondern als aktiver Schöpfer geistiger Realität.
Im Zentrum steht der Gedanke, dass es gerade der Widerstreit dreier „Gewalten“ – Dunkelheit, Freundschaft, schöpferischer Drang – ist, der die Seele des Kämpfers formt und ihn „himmlisch über sich“ hinauswachsen lässt. Dieser innerlich ausgetragene Kampf führt letztlich zu einer Form spiritueller Überwindung, die sich in Musik ausdrückt – der „Musik des Kämpfers“, die als harmonisches Zusammenklingen der Gegensätze verstanden werden kann.
In der letzten Strophe steigert sich diese Idee zur Vision einer universellen Schöpfung: Aus dem inneren Ringen des kämpfenden Menschen, aus seiner „Musik“, geht „Gottes Geist“ hervor – eine fast mystische Vorstellung, in der menschliches Leiden, Streben und Gestalten zur Quelle einer höheren Ordnung wird. Das Gedicht verleiht damit dem existenziellen Kampf eine tief metaphysische Dimension und stellt den Menschen als Mittler zwischen Welt und Geist dar.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.