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Ende

Von

Zu Bett, zu Bett! wie alle… hingelegt!
Du glaubst noch nicht, dies sei ein Tag gewesen,
Weil du an seinen Eingang goldne Thesen
Schneller Erwartung schlugst vom Licht erregt?

Und fühltest dann mit dick bestaubtem Besen
Die Stundenstufen dich hinabgefegt . .
Nun zögerst du . . Nein, schweigend hingelegt!
Und auch von Andrer Glück nicht mehr gelesen!

Ein Stern sticht funkelnd durch die Jalousie,
Der spielt nun Sonne in dem schwarzen Raume
Auch ich bin hier so lächerlich und klein.

O dass der Schlaf mich nicht noch niedrer zieh!
Vergolde nicht die Not und lass im Traume
Den Armen nicht ein falscher König sein.

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Gedicht: Ende von Alfred Wolfenstein

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ende“ von Alfred Wolfenstein reflektiert über das Ende eines Tages und die nachfolgende Erschöpfung des Menschen, sowohl körperlich als auch geistig. Zu Beginn fordert der Sprecher sich selbst und den Leser mit „Zu Bett, zu Bett!“ zu einer fast mechanischen Handlung auf. Es wird die Müdigkeit beschrieben, die durch die Erwartungen an den Tag und die „goldnen Thesen“ zu Beginn des Tages entsteht. Diese „goldnen Thesen“ deuten auf die hohen Hoffnungen und Ziele hin, die der Sprecher hatte, die jedoch letztlich nicht erfüllt wurden. Der „dick bestaubte Besen“ und das „Hinabfegen“ der Stunden symbolisieren die Enttäuschung und das Gefühl, dass die Zeit, trotz aller Bemühungen, unerbittlich vorbeigezogen ist.

Im zweiten Teil des Gedichts tritt eine stille Resignation ein. Der Sprecher zögert, sich einfach „hingelegt“ und sich dem unvermeidlichen Ende des Tages ergeben. Das Bild des Lesens von „Anderem Glück“ wird hier als eine Enttäuschung dargestellt – der Blick auf das Glück anderer verstärkt das Gefühl des eigenen Versagens oder der Isolation. Diese Zeile betont die innere Leere, die der Sprecher fühlt, als er in der Nacht mit sich selbst konfrontiert wird.

Der Stern, der „funkenstichend“ durch die Jalousie scheint, wird als ein Symbol des Lichts in der Dunkelheit eingeführt. Doch der Stern, der im „schwarzen Raum“ spielt, stellt sich als Spielerei heraus, die das Gefühl der Kleinheit und der Lächerlichkeit des Sprechers verstärkt. Hier ist die Sonne – und damit auch die Hoffnung – zu einem fernen, unerreichbaren Ideal geworden. Der Sprecher empfindet sich als klein und bedeutungslos, was die psychische Erschöpfung des Tages unterstreicht.

Das Gedicht endet mit einem verzweifelten Wunsch, dass der Schlaf nicht noch tiefer in die „Niederlage“ des Sprechers zieht. Der „falsche König“ im Traum verweist auf die Illusionen, die die Nacht bietet – falsche Tröstungen oder das Streben nach einer unerreichbaren Herrschaft über das Leben. In diesem Zustand hofft der Sprecher, die „Not“ nicht weiter zu verherrlichen und die falschen Träume des Schlafes abzulegen. Das Gedicht endet in einem traurigen, melancholischen Ton, der die schmerzhafte Einsicht in die eigene Vergänglichkeit und die Unfähigkeit, das Leben wirklich zu beherrschen, betont.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.