Ständchen
Mach auf, mach auf! Doch leise, mein Kind,
Um keinen vom Schlummer zu wecken!
Kaum murmelt der Bach, kaum zittert im Wind
Ein Blatt an den Büschen und Hecken;
Drum leise, mein Mädchen, daß nichts sich regt,
Nur leise die Hand auf die Klinke gelegt!
Mit Tritten, wie Tritte der Elfen so sacht,
Die über die Blumen hüpfen,
Flieg leicht hinaus in die Mondscheinnacht,
Zu mir in den Garten zu schlüpfen!
Rings schlummern die Blüten am rieselnden Bach
Und duften im Schlaf; nur die Liebe ist wach!
Sitz nieder! Hier dämmert’s geheimnisvoll
Unter den Lindenbäumen.
Die Nachtigall uns zu Häupten soll
Von unseren Küssen träumen
Und die Rose, wenn sie am Morgen erwacht,
Hoch glühn von den Wonneschauern der Nacht.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ständchen“ von Adolf Friedrich von Schack ist eine zarte und leidenschaftliche Einladung des lyrischen Ichs an die Geliebte, sich heimlich in der Nacht zu treffen. Der Sprecher fordert sie auf, „leise“ zu sein, um niemanden zu wecken, was eine Atmosphäre der Intimität und Geheimniskrämerei erzeugt. Die leisen Geräusche der Natur, wie das „Murmeln des Bachs“ und das „Zittern der Blätter“, symbolisieren eine sanfte und ruhige Welt, die sich in der Nacht entfaltet. Diese Szenerie ist von einer gewissen Zerbrechlichkeit und Sensibilität durchzogen, was die Vorsicht des Sprechers unterstreicht.
Die zweite Strophe beschreibt die Bewegung der Geliebten als sanft und unhörbar, fast übernatürlich, „wie Tritte der Elfen“. Diese romantische Vorstellung verstärkt die Idee von Geheimnis und Zauber, die den nächtlichen Ausflug begleitet. Die Einladung, in die „Mondscheinnacht“ zu fliegen und in den Garten zu kommen, ist nicht nur eine Einladung zu einem Treffen, sondern auch ein symbolischer Ausdruck der Vereinigung von Liebe und Natur. Der „schlummernde“ Garten und die „duftenden“ Blumen, die in der Nacht schlafen, stehen als Metaphern für die versteckte und gleichzeitig lebendige Schönheit der Liebe.
In der letzten Strophe wird das Treffen im geheimen Garten weiter intensiviert. Die „Lindenbäume“ und die „Nachtigall“, die als „uns zu Häupten“ sitzend beschrieben wird, schaffen eine friedvolle und romantische Atmosphäre. Die Nacht wird als eine Zeit des Traums und der Liebe dargestellt, in der die „Rose“ im Morgenlicht von den „Wonneschauern der Nacht“ zeugt. Das Bild der erwachenden Rose symbolisiert die Erfüllung der Liebe, die in der Dunkelheit der Nacht begonnen hat, und die „Glut“ des Kusses, die die Blume im Morgengrauen widerspiegelt. Die Natur ist hier nicht nur der Rahmen, sondern ein aktiver Teil der Liebeserfahrung.
Das Gedicht spielt mit der Idee der nächtlichen, geheimen Begegnung und vermittelt die Freude und das Verlangen, das in dieser Stunde des Verschweigens und der Intimität aufblüht. Die ruhige und gleichzeitig leidenschaftliche Stimmung, die durch die sanften Naturbilder und die Vorstellung eines geheimen Treffens erzeugt wird, führt den Leser in eine Welt von Liebe und Zärtlichkeit, die durch das nächtliche Schweigen und die versteckte Kommunikation noch intensiver erscheint.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.