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Oft, wenn wir ruhen

Von

Oft, wenn wir ruhen Mund an Mund
Und meine Adern an die deinen pochen,
Nach innen lausch‘ ich plötzlich still;
Ich fühle, wie aus unsrer Seele Grund
Ein Wort, noch nie auf Erden ausgesprochen,
Empor sich ringen will.

O! der Natur Geheimnis ruht
Und alles Lebens in dem Wort beschlossen,
Doch matt bisher noch ist’s verhallt.
Höher aufflammen lass der Küsse Glut,
Dass es zuletzt, in vollen Klang ergossen,
Von unsern Lippen wallt!

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Gedicht: Oft, wenn wir ruhen von Adolf Friedrich von Schack

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Oft, wenn wir ruhen“ von Adolf Friedrich von Schack beschreibt einen intensiven, intimen Moment zwischen zwei Liebenden, der sich auf die tiefe Verbindung zwischen Körper und Seele konzentriert. Zu Beginn wird das Bild von „Mund an Mund“ und den „Adern“, die „an die deinen pochen“, verwendet, um die körperliche Nähe und das intensive, fast untrennbare Band zwischen den beiden zu symbolisieren. Diese Nähe führt dazu, dass der Sprecher „plötzlich still“ lauscht und in sich selbst hineinhört, was auf eine Phase der inneren Einkehr und der Reflektion hinweist.

Der Sprecher fühlt, dass aus der Tiefe ihrer Seelen ein „Wort“ hervorkommt, ein bisher unausgesprochenes Geheimnis, das sich zwischen den Liebenden manifestiert. Dieses Wort ist nicht nur ein simples Sprachzeichen, sondern ein Symbol für die ungreifbare, tiefere Bedeutung der Verbindung zwischen ihnen. Es wird als etwas betrachtet, das jenseits der gewöhnlichen Sprache liegt, als ein „Geheimnis der Natur“, das im Wort „beschlossen“ liegt, aber bisher „noch nicht auf Erden ausgesprochen“ wurde. Diese Darstellung hebt die Idee hervor, dass es in der Liebe Aspekte gibt, die über das rein Physische hinausgehen und eine spirituelle oder metaphysische Dimension annehmen.

In der zweiten Strophe wird das „Wort“ weiter als das zentrale Geheimnis des Lebens und der Natur beschrieben, das sich „noch matt verhallt“ – eine Anspielung darauf, dass die tiefste Bedeutung der Liebe und der menschlichen Verbindung oft unerreichbar oder unartikuliert bleibt. Die „Glut der Küsse“ wird als eine Möglichkeit dargestellt, dieses unausgesprochene Wort zu entfachen und in seiner vollen Kraft zum Leben zu erwecken. Es ist ein Akt der Hingabe, bei dem der Kuss als Medium dient, um das unaussprechliche Geheimnis, das in ihrer Verbindung liegt, in einen „vollen Klang“ zu überführen.

Das Gedicht reflektiert die Idee, dass wahre Liebe und tiefste Zuneigung mehr sind als nur körperliche Nähe oder Worte – sie enthalten ein mystisches, unergründliches Element, das nur in besonderen Momenten der Vereinigung und Zärtlichkeit erahnt werden kann. Der Wunsch, dieses „Wort“ zu finden und in „vollen Klang“ zu bringen, stellt das Streben nach einer vollkommenen, unausgesprochenen Kommunikation zwischen den Liebenden dar, die sowohl die körperliche als auch die geistige Ebene umfasst.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.