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Abendgefühl

Von

Friedlich bekämpfen
Nacht sich und Tag.
Wie das zu dämpfen,
Wie das zu lösen vermag!

Der mich bedrückte,
Schläfst du schon Schmerz?
Was mich beglückte,
Sage, was war′s doch, mein Herz?

Freude, wie Kummer,
Fühl ich zerrann,
Aber den Schlummer
Führten sie leise heran.

Und im Entschweben,
Immer empor,
Kommt mir das Leben
Ganz, wie ein Schlummerlied vor.

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Gedicht: Abendgefühl von Friedrich Hebbel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abendgefühl“ von Friedrich Hebbel beschreibt eine meditative Stimmung am Abend, in der die Grenzen zwischen Tag und Nacht, Freude und Kummer verschwimmen, und das Leben als Ganzes wie ein sanftes Schlummerlied erscheint. Die erste Strophe etabliert die Szenerie des abendlichen Friedens, in der sich Tag und Nacht „friedlich bekämpfen“, was suggeriert, dass der Übergang in die Nacht keine gewaltsame Auseinandersetzung, sondern ein sanftes Abklingen des Tageslichts darstellt. Die Frage nach der Möglichkeit, diesen Zustand zu „dämpfen“ oder „zu lösen“, deutet auf ein Gefühl der Sehnsucht nach dem Verweilen in dieser stillen Atmosphäre hin.

Die zweite Strophe wendet sich der persönlichen Gefühlswelt zu. Der Sprecher wendet sich an seinen „Schmerz“ und fragt, ob dieser bereits schläft, was auf eine gewisse Erleichterung hindeutet, die mit dem Abend einhergeht. Gleichzeitig wird nach dem „Was“ des Glücks gefragt, was auf eine Reflexion über vergangene Freuden und deren Vergänglichkeit schließen lässt. Die Gegenüberstellung von Schmerz und Glück macht deutlich, dass der Abend nicht nur eine Zeit der Ruhe, sondern auch der Bilanzierung des Tages ist, in der sowohl positive als auch negative Erfahrungen betrachtet werden.

In der dritten Strophe wird das Gefühl der Vergänglichkeit von Freude und Kummer betont. Sowohl „Freude“ als auch „Kummer“ werden als Dinge wahrgenommen, die „zerrannen“, was auf ihre Flüchtigkeit hindeutet. Doch trotz dieser Vergänglichkeit werden sie als Ursache für das Herankommen des „Schlummer“ angesehen. Dies deutet darauf hin, dass die Erfahrungen des Tages, sowohl die positiven als auch die negativen, den Weg zum Schlaf ebnen, der als eine Art von Trost und Ruhe verstanden wird.

Die letzte Strophe kulminiert in einer umfassenden Sichtweise des Lebens. Das „Entschweben“ und das „Immer empor“ lassen auf eine Loslösung von den alltäglichen Sorgen und ein Aufsteigen in eine höhere Ebene der Betrachtung schließen. Das Leben erscheint dem Sprecher „ganz, wie ein Schlummerlied vor“, was die Gesamtheit der Erfahrung als eine sanfte, beruhigende Melodie interpretiert. Diese Zeilen veranschaulichen die Fähigkeit des Gedichts, eine friedliche und melancholische Stimmung einzufangen, die das Leben aus einer neuen Perspektive betrachtet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.