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Abbitte

Von

Heilig Wesen! gestört hab′ ich die goldene
Götterruhe dir oft, und der geheimeren,
Tiefern Schmerzen des Lebens
Hast du manche gelernt von mir.

O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort
Vor dem friedlichen Mond, geh′ ich dahin, und du
Ruhst und glänzest in deiner
Schöne wieder, du süßes Licht!

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Gedicht: Abbitte von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abbitte“ von Friedrich Hölderlin ist ein zutiefst persönlicher Appell an eine ungenannte, als heilig bezeichnete Person. Es scheint sich um eine Art Entschuldigung oder Bitte um Vergebung zu handeln, in der der Dichter seine vergangenen Fehltritte bereut und die Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Friedens ausdrückt. Die zentrale Thematik ist die Störung der Harmonie und die Sehnsucht nach Versöhnung, eingebettet in eine sanfte, fast flehende Tonlage.

Der erste Vers offenbart das Vergehen: „gestört hab′ ich die goldene Götterruhe dir oft“. Hier wird deutlich, dass der Dichter wiederholt die innere Ruhe oder das Glück des Adressaten beeinträchtigt hat. Dies geschah nicht nur durch offensichtliche Handlungen, sondern auch durch die Einführung von „tiefern Schmerzen des Lebens“. Der Dichter scheint der Person Leid zugefügt zu haben, indem er ihr die unangenehmen Seiten des Lebens näherbrachte. Die Verwendung von „geheimeren“ deutet auf eine tiefere, verborgene Art der Verletzung hin.

Der zweite Teil des Gedichts beginnt mit der eindringlichen Bitte „O vergiß es, vergib!“. Hier zeigt sich die tiefe Reue des Dichters. Die anschließende Metapher des „Gewölke[s] dort“ vor dem Mond dient als bildhafte Darstellung der eigenen Vergänglichkeit und des Wunsches, aus dem Blickfeld des Adressaten zu verschwinden, wie die Wolken vor dem Mond. Die Metapher unterstreicht die vorübergehende Natur der eigenen Schuld und des Bedauerns, im Gegensatz zur bleibenden Schönheit und dem Glanz des Adressaten, der als „süßes Licht“ beschrieben wird.

Die Sprache des Gedichts ist von sanfter Melancholie geprägt. Die Verwendung von Ausrufezeichen und die wiederholten Vokale verstärken den Gefühlsausdruck und die Bitte um Vergebung. Das Gedicht ist ein Ausdruck menschlicher Fehlbarkeit und die Sehnsucht nach Harmonie und Ruhe. Es ist ein bewegendes Beispiel für Hölderlins Fähigkeit, tiefgründige Emotionen in poetisch-schöne Worte zu fassen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.