Autor: Walther von der Vogelweide
Über Walthers Leben ist wenig Gesichertes bekannt. Die Informationen stammen hauptsächlich aus seinen eigenen Liedern und aus Erwähnungen bei Dichterkollegen. Eine urkundliche Erwähnung findet sich in den Reisekosten des Passauer Bischofs Wolfger von Erla aus dem Jahr 1203, wo Walther für einen Pelzmantel entlohnt wurde. Dies lässt auf eine gewisse soziale Stellung schließen, da er sich ähnlich gut kleiden durfte wie die engeren Mitarbeiter des Bischofs.
Walther wirkte an verschiedenen Höfen, darunter in Wien am Hof Herzog Leopolds V.. Später stand er im Dienst von Kaiser Friedrich II.. Dazwischen war er als fahrender Sänger unterwegs. Sein unstetes Leben führte ihn von Hof zu Hof durch Europa. Er thematisierte in seinen Werken sowohl Liebeslyrik als auch politische und gesellschaftliche Fragestellungen. Dabei setzte er sich häufig für die Unabhängigkeit des Reiches ein.
Walther von der Vogelweide erlangte Berühmtheit durch seine Minnelieder, in denen er die hohe Minne idealisierte, aber auch kritische Töne anschlug. Er gilt als Erneuerer des Minnesangs, da er neue Formen und Inhalte einbrachte. Seine politischen Lieder sind von großer Bedeutung, da er darin zu aktuellen Ereignissen Stellung bezog und seine Meinung offen kundtat. Er forderte beispielsweise einen starken Kaiser und kritisierte die Einmischung des Papstes in die Reichspolitik.
Walther von der Vogelweides Werke sind in bedeutenden mittelalterlichen Liederhandschriften überliefert, darunter die „Große Heidelberger Liederhandschrift“ (Codex Manesse) und die „Weingartner Liederhandschrift“. Seine Lieder wurden oft vertont, jedoch sind nur wenige Melodien erhalten. Walther von der Vogelweide beeinflusst die deutsche Dichtung bis heute.