Autor: Rudolf Borchardt
Nach dem Abitur studierte Borchardt in Berlin, Bonn und Göttingen klassische Philologie, Archäologie, Germanistik, Ägyptologie und Theologie, ohne jedoch einen Abschluss zu erlangen. Entscheidende Impulse erhielt er durch das Werk Hugo von Hofmannsthals und Stefan Georges. Eine geplante Dissertation über griechische Lyrik schloss er nicht ab. Nach persönlichen Krisen und einer schweren Erkrankung gab Borchardt eine akademische Laufbahn auf.
Ab 1903 lebte Borchardt mit Unterbrechungen in der Toskana, in einer Villa in Monsagrati bei Lucca. Er unternahm Reisen und pflegte Freundschaften mit bedeutenden Persönlichkeiten wie Hugo von Hofmannsthal und Rudolf Alexander Schröder. Borchardts Werk umfasst ein breites Spektrum an literarischen Formen, darunter Lyrik, Essays, Erzählungen, Romane, Übersetzungen und Reden. Besonders hervorgehoben werden seine Leistungen in der Lyrik, im Essay und in der sprachschöpferischen Übersetzung.
Borchardts Schaffen war oft von einem elitären Anspruch geprägt, was zu einer polarisierenden Rezeption führte. Er selbst sah sich als Außenseiter und Kritiker der Moderne. Sein Werk zeichnet sich durch eine hohe Sprachsensibilität, ein tiefes Verständnis der klassischen Antike und eine konservativ-kulturelle Haltung aus.
Trotz seiner komplexen und nicht immer zugänglichen Werke gilt Rudolf Borchardt als bedeutender Intellektueller und Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Auseinandersetzung mitTradition und Moderne, seine Sprachgewalt und seineOriginalität machen ihn zu einer wichtigen Stimme der deutschen Literaturgeschichte. Borchardt starb am 10. Januar 1945 in Trins in Tirol.