Autor: Oswald von Wolkenstein

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Oswald von Wolkenstein (ca. 1377 – 1445) war ein spätmittelalterlicher Dichter, Sänger, Komponist und Politiker aus Südtirol. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Spätmittelalters und zugleich als einer der letzten Minnesänger von Bedeutung. Sein Leben war geprägt von Abenteuerlust, politischem Engagement und künstlerischem Schaffen.

Im Alter von etwa zehn Jahren verließ Oswald sein Elternhaus, um als Knappe zu dienen und die Welt zu bereisen. Er diente einem fahrenden Ritter und bereiste weite Teile Europas und möglicherweise den Nahen Osten. Diese frühen Reisen und Erfahrungen prägten sein Weltbild und inspirierten viele seiner späteren Lieder. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1399 kehrte Oswald nach Tirol zurück, wo er in langjährige Erbstreitigkeiten verwickelt wurde.

Oswald stand ab 1415 im Dienst von König Sigismund, der ihn mit diplomatischen Missionen betraute. Er nahm an Feldzügen gegen die Hussiten teil und wurde 1431 in den Drachenorden aufgenommen. Sein politisches Engagement führte ihn in Konflikte, unter anderem mit Herzog Friedrich von Tirol, was zu Gefangenschaft und Folter führte. Trotz dieser Schwierigkeiten blieb Oswald ein einflussreicher Akteur in der Tiroler Politik.

Oswalds Werk umfasst etwa 130 Lieder und einige Reimpaarreden. Seine Lieder sind vielfältig und behandeln Themen wie Liebe, Reise, Politik, Religion und das Leben selbst. Er experimentierte mit verschiedenen Liedformen und schuf neue Inhaltstypen, wobei er oft autobiografische Elemente einfließen ließ. Erhaltene Prachthandschriften zeugen von seinem Anspruch und seinem Wunsch, sein Werk der Nachwelt zu erhalten.

Oswalds Musik ist sowohl einstimmig als auch mehrstimmig überliefert. Er nutzte unterschiedliche Satztechniken und kombinierte traditionelle Elemente mit neuen musikalischen Ideen. Viele seiner Lieder sind Bearbeitungen französischer oder italienischer Sätze. Oswald von Wolkenstein starb am 2. August 1445 in Meran. Sein Werk wird bis heute aufgeführt und interpretiert und zeugt von seiner Bedeutung als Dichter, Komponist und Zeitzeuge des Spätmittelalters.


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