Autor: Nikolaus Lenau
Lenau stammte aus einer Familie, die durch den frühen Tod des Vaters und dessen Spielsucht verarmte. Er begann ein unstetes Studium in Wien, wo er Jura, Philosophie, Landwirtschaft und Medizin ohne klares Ziel verfolgte. Geprägt von persönlichen Schicksalsschlägen und einer unglücklichen Liebe zu Sofie von Löwenthal, fand er Trost und Ausdruck in der Dichtung. Sein literarisches Schaffen war von einer tiefen Melancholie und einem Gefühl der Entfremdung durchzogen, was sich in seinen Werken widerspiegelte.
Sein Werk zeichnet sich durch eine starke Ambivalenz aus: Einerseits thematisierte er Weltschmerz, Melancholie und Vergänglichkeit, andererseits forderte er in seinen politischen Gedichten Freiheit, Demokratie und Emanzipation. Lenau verstand es meisterhaft, Musikalität mit sprachlicher Lautmalerei zu verbinden, wobei seine Naturlyrik oft mit Bildern des Todes, der Einsamkeit und des Verlusts verbunden ist.
Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die „Schilflieder“, Sonette und Lieder, sowie die großen Mischformen „Faust“ (1836), „Savonarola“ (1837) und „Die Albigenser“ (1842). Lenaus „Faust“ inspirierte Franz Liszt zu mehreren symphonischen Dichtungen, und Richard Strauss folgte Lenaus „Don Juan“-Fragment in seiner gleichnamigen Tondichtung.
Ab 1844 litt Lenau unter zunehmender geistiger Umnachtung und wurde in verschiedene Nervenheilanstalten eingeliefert. Er starb 1850 in Oberdöbling bei Wien und wurde auf dem Weidlinger Friedhof bei Klosterneuburg beigesetzt. Trotz seines tragischen Lebensendes bleibt Lenau einer der bedeutendsten Lyriker Österreichs im 19. Jahrhundert.