Autor: Ludwig Anzengruber

Nach einer abgebrochenen Buchhändlerlehre versuchte sich Anzengruber ab 1860 als Schauspieler in verschiedenen Wandergruppen. Der Durchbruch gelang ihm mit seinem Volksstück „Der Pfarrer von Kirchfeld“. Vor seiner Karriere als freier Schriftsteller arbeitete er kurzzeitig in einer Wiener Polizeikanzlei.
Anzengrubers Werk umfasst 19 Volksstücke, Romane und Erzählungen, die das Leben der Alpenbauern und des städtischen Kleinbürgertums thematisieren. In seinen Werken übte er scharfe Gesellschaftskritik und wandte sich gegen Engstirnigkeit und religiöse Intoleranz. Seine realistische Kunst wurzelt im Wiener Lokalstück und Volkstheater, weist aber auch naturalistische Elemente auf. Die Dramen sind in stilisierter Mundart verfasst.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Volksstücke „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1870), „Der Meineidbauer“ (1871) und „Die Kreuzelschreiber“ (1872). Auch seine Romane, wie „Der Schandfleck“ (1877) und „Der Sternsteinhof“ (1885), erfreuten sich großer Beliebtheit. Anzengruber war von 1882 bis 1885 Leiter der Zeitschrift „Die Heimat“ und von 1884 bis 1889 des Witzblattes „Figaro“.
Anzengruber verstand sich als Volksaufklärer und Sozialreformer mit liberaler und antiklerikaler Haltung. Er schuf eine Dorfwelt, die ihre Natürlichkeit bewahrt hatte, und vollendete so das österreichische Volksstück. Theodor Fontane, Otto Brahm, Paul Heyse und Friedrich Engels schätzten Anzengruber zu seiner Zeit sehr.
