Autor: Klaus Groth
Groth lernte früh das Leben und die Arbeitsbedingungen seiner Heimatregion kennen. Nach einer Lehre als Schreiner besuchte er das Lehrerseminar in Tondern. Wegen Geldmangels brach er die Ausbildung ab und wurde Lehrer. In dieser Zeit entwickelte er ein Konzept für eine niederdeutsche Lyrik, die zu einer erneuerten Wahrnehmung der Sprache und ihrer Sprecher führen sollte.
Sein Werk umfasst Lyrik, Prosa und Dramen, meist in niederdeutscher Sprache. Sein bekanntestes Werk ist der „Quickborn“ (1853), eine Sammlung von Gedichten in Dithmarscher Platt, die ihm zum Durchbruch verhalf. Weitere wichtige Werke sind „Vertelln“ (1855/1859) und „Ut min Jungsparadies“ (1876). Groth idealisierte bewusst die dörfliche Welt seiner Heimat und versuchte, das Niederdeutsche zu einer Literatursprache auszubauen, in der auch ernsthafte Themen behandelt werden sollten.
Ab 1853 lebte Groth in Kiel, wo er das Kulturleben massgeblich mitgestaltete. Sein Haus wurde zu einem Treffpunkt für Musiker und Literaten, darunter Johannes Brahms und Theodor Storm, mit denen ihn enge Freundschaften verbanden. 1858 heiratete er Doris Finke und wurde Privatdozent für deutsche Literatur und Sprache in Kiel. 1866 wurde er Titularprofessor.
Groth erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter den Goethe-Preis (1875) und den Schiller-Preis (1891). 1899 wurde er Ehrenbürger von Kiel und Heide. Sein Werk wurde von Johannes Brahms vertont und fand bis in die Gegenwart Nachahmer. Groths sprachlich und stilistisch ausgefeilte Mundartdichtung trug massgeblich zur Anerkennung des Niederdeutschen als Literatursprache bei.