Autor: Justinus Kerner
Kerner verbrachte seine Kindheit und Jugend in Ludwigsburg. Nach dem Tod seines Vaters wurde er zunächst Kaufmannslehrling, wandte sich aber bald dem Schreiben von Gedichten zu. Von 1804 bis 1808 studierte er Medizin und Naturwissenschaften in Tübingen. Während seines Studiums behandelte er Friedrich Hölderlin in der Klinik von Autenrieth, was er später in seinem Roman „Reiseschatten“ verarbeitete.
Ab 1810 war Kerner als Arzt tätig, zunächst in Dürrmenz, dann in Wildbad, Welzheim und schließlich ab 1819 als Oberamtsarzt in Weinsberg. Das Kernerhaus in Weinsberg entwickelte sich zu einem Zentrum der schwäbischen Romantik, wo er Größen wie Nikolaus Lenau und Ludwig Uhland empfing. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit widmete sich Kerner intensiv der Dichtung. Seine Lyrik ist von Schwermut, Schmerz und Melancholie geprägt, oft mit mystischen und okkulten Elementen. Er veröffentlichte 1826 eine Sammlung seiner Gedichte.
Kerner forschte auch auf dem Gebiet der Lebensmittelvergiftung und gilt als Pionier der Pharmazie. Er beschrieb als Erster die Wirkungen des Fettgiftes Botulinumtoxin. Ab 1820 beschäftigte er sich intensiv mit den „Nachtseiten der Natur“ und wurde bekannt für seine Forschungen zur magnetisch-hypnotischen Kur und seine Auseinandersetzung mit dem „thierischen Magnetismus“ von Franz Anton Mesmer. Er behandelte Friederike Hauffe, die „Seherin von Prevorst“, und veröffentlichte darüber das Werk „Die Seherin von Prevorst“ (1829), das ihn zum Wegbereiter der Psychoanalyse und Parapsychologie machte.
In seinen späteren Jahren litt Kerner unter zunehmender Erblindung, die ihn zwang, seine Tätigkeit als Oberamtsarzt aufzugeben. Er starb am 21. Februar 1862 in Weinsberg. Sein Werk umfasst Gedichte, Balladen, Erzählungen, einen Roman, Satiren sowie medizinische und naturwissenschaftliche Schriften. Kerner selbst beurteilte sein Schaffen selbstkritisch: „Flüchtig leb‘ ich durchs Gedicht, Durch des Arztes Kunst nur flüchtig; Nur wenn man von Geistern spricht, Denkt man mein noch und schimpft tüchtig“.