Autor: Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Gleim studierte Rechtswissenschaften an der Universität Halle, wo er einen Kreis junger Dichter um sich scharte, zu denen auch seine Freunde Johann Uz und Johann Nikolaus Götz gehörten. Nach seinem Studium arbeitete er als Hauslehrer in Berlin und wurde 1743/44 Sekretär des Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt. Er begleitete diesen im Zweiten Schlesischen Krieg und lernte Ewald Christian von Kleist kennen, mit dem er eine enge Freundschaft schloss. Nach dem Tod des Prinzen wurde Gleim Sekretär des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, gab diese Stelle jedoch bald wieder auf. 1747 wurde er Domsekretär in Halberstadt, wo er über 50 Jahre lang lebte. Ab 1756 war er zusätzlich Kanoniker des Stifts Walbeck.
Gleims Werk umfasst eine Vielzahl von Gedichten, Fabeln und Romanzen. Beeinflusst von der Ästhetik Alexander Gottlieb Baumgartens und Georg Friedrich Meiers, versuchte Gleim, die anakreontische Tradition kurzer, leichter Lieder zu pflegen. Er schrieb zahlreiche Imitationen von Anakreon, Horaz und den Minnesängern sowie ein didaktisches Gedicht mit dem Titel „Halladat oder das rote Buch“ (1774). Seine „Preußischen Kriegslieder von einem Grenadier“ (1758), die von den Feldzügen Friedrichs des Großen inspiriert waren, zeichnen sich durch echtes Gefühl und kraftvollen Ausdruck aus. Diese Lieder gelten als die ersten einer langen Reihe politischer Lieder in der deutschen Literatur.
Gleim war bekannt für seine großzügige Förderung junger Talente wie Johann Heinrich Voss, Heinse, Seume und Jean Paul. In seinem Haus in Halberstadt schuf er einen „Freundschaftstempel“, in dem sich regelmäßig Dichter und Intellektuelle trafen. Er widmete zwei Räume seinem Porträtarchiv von Freunden, das bis zu seinem Tod auf über 120 Bildnisse anwuchs.
Obwohl Gleims spätere Werke oft als repetitiv und veraltet galten, trug er maßgeblich zur Etablierung des Deutschen als Literatursprache und zur Förderung junger Talente bei. Er starb am 18. Februar 1803 in Halberstadt. Seine gesammelten Werke erschienen von 1811 bis 1813 in sieben Bänden.
