Autor: Johann Gottfried von Herder

Herder studierte in Königsberg Medizin, Theologie und Philosophie. Dort schloss er Freundschaft mit Johann Georg Hamann und wurde von Immanuel Kant beeinflusst. Ab 1764 wirkte er als Prediger und Lehrer in Riga. In dieser Zeit begann er, sich intensiv mit Literaturkritik auseinanderzusetzen und seine eigenen Werke zu verfassen. Seine „Abhandlung über den Ursprung der Sprache“ (1772) brachte ihm den Preis der Berliner Akademie der Wissenschaften ein.
Herder spielte eine zentrale Rolle in der literarischen Bewegung des Sturm und Drang. Er förderte die Idee der Volkspoesie, betonte die Bedeutung von Emotion und Individualität und lehnte die Nachahmung antiker Vorbilder ab. 1770 traf er in Straßburg Johann Wolfgang Goethe, was zu einer engen Freundschaft führte. Auf Goethes Wunsch hin reiste Herder 1776 nach Weimar, wo er als Hofprediger und Generalsuperintendent tätig war.
Herder war ein vielseitiger Autor. Zu seinen Hauptwerken gehören „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1784-1791) und „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (1793-1797). Er beschäftigte sich mit der Natur und Entwicklung der Sprache, philosophischen Betrachtungen über die Geschichte der Menschheit, der Bedeutung von Dichtung und Kunst für die Gesellschaft und pädagogischen Schriften. Seine Sammlung von Volksliedern hatte großen Einfluss auf die Romantik.
Trotz seiner Freundschaft mit Goethe kam es später zu Differenzen zwischen den beiden. Herder starb am 18. Dezember 1803 in Weimar. Sein Werk hat die Entwicklung von Literatur, Philosophie und Pädagogik nachhaltig beeinflusst. Er gilt als einer der bedeutendsten Denker seiner Zeit und als wichtiger Wegbereiter der Weimarer Klassik.
